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Barfuß Marathon: So habe ich meinen ersten Barfuß-Marathon erlebt

Barfußlaufen ist gesund. Auch längere Strecken wie einen Marathon kann man barfuß laufen. Dafür braucht man das richtige Training. Ein Teilnehmer berichtet.
von Patrick Sandmann
Foto: © Jenner - Fotolia.com

Vor kurzem schrieb Dr. Patrick Sandmann auf evidero über seine Erfahrungen mit dem Barfußlaufen. Nun ist er in Köln erstmals einen Marathon barfuß gelaufen und hat unsere Nachfragen dazu beantwortet.

evidero   Lieber Herr Sandmann, warum sind Sie den Marathon barfuß gelaufen?

Eigentlich widerspricht es meiner Philosophie vom Barfußlaufen, damit an Wettkämpfen teilzunehmen. Generell sollte beim Laufen einfach nur der Spaß an der Freude und der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund stehen.

Durch viele Gespräche in meinem persönlichen Umfeld habe ich erfahren, dass es die meisten Menschen für unmöglich halten, barfuß einen Marathon zu laufen, noch dazu auf betonierten und asphaltierten Straßen. Da ich mittlerweile von den positiven Aspekten des Barfußlaufens profitiere, wollte ich zeigen, dass es für einen Freizeitsportler mit intensiver Vorbereitung nicht nur möglich, sondern sogar empfehlenswert ist.

Viele wissenschaftliche Belege weisen darauf hin, dass das Barfußlaufen mit der richtigen Lauftechnik gesünder und vor allem gelenkschonender als das Laufen in Joggingschuhen ist. Meiner Erfahrung nach ist das Barfußlaufen aufgrund der natürlichen Dämpfungs- und Federfunktion des Fußes auch für sehr harte Untergründe geeignet. Letztendlich geht es um die Frage, ob man wirklich immer die neusten Hightech-Laufschuhe benötigt. Oder kann es vielleicht sein, dass Schuhe – wie auch andere Errungenschaften unserer modernen Gesellschaft – manchmal sogar überflüssig sein könnten? Ich wollte meine Mitläufer und die Zuschauer anregen, sich einmal Gedanken darüber zu machen.

evidero   Sind Sie mit Ihrem Ergebnis zufrieden?

Absolut. Mein Ziel war es, locker und entspannt durchzulaufen – ein Zeitziel hatte ich mir nicht gesetzt. Dass ich unter 4 Stunden geblieben bin ist schön, war aber kein Muss.

Übrigens kann man barfuß auch Spitzenleistungen erzielen – so hat Adebe Bikila 1960 den olympischen Marathon gewonnen und die Mittelstreckenläuferin Zola Butt in den 80er Jahren einige Weltrekorde aufgestellt. Allerdings trainierten diese Ausnahmeathleten sicherlich schon immer größtenteils barfuß. Ich habe leider erst im fortgeschrittenen Alter die natürliche Lauftechnik des Barfußlaufens entdeckt.

evidero   Wie und wie lange lief die Vorbereitung?

Ein Marathon ist natürlich immer eine große Belastung, egal ob barfuß oder beschuht. Ich habe mich wie jeder andere auch vorbereitet – nur dass ich die Trainingsläufe weitestgehend barfuß – beziehungsweise im Herbst und Winter mit so genannten Barfußschuhen – absolviert habe.

Vieles deutet darauf hin, dass die modernen Menschen das Barfußlaufen durch das permanente Tragen von Schuhen „verlernt“ haben. Meiner Ansicht nach kann die angeborene und natürliche Fähigkeit des Barfußlaufens wieder zurückerlangt werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die für das Barfußlaufen notwenige Muskulatur erst wieder aufgebaut werden muss. Bei mir hat dieser körperliche Umstellungsprozess mehr als drei Jahre gedauert, um fit für einen Barfußmarathon zu werden.

evidero   Wie haben Sie die Technik erlernt?

Die Lauftechnik habe ich mir selbst beigebracht, im Internet finden sich viele hilfreiche Videos und Anleitungen. Allerdings gibt es kein allgemeingültiges Muster, da jeder Mensch unterschiedliche körperliche und mentale Voraussetzungen mitbringt.

Ich möchte die Barfußlauftechnik mit einem Golfschwung vergleichen – dieser sieht ganz einfach aus, ist aber komplex und daher schwierig zu erlernen, und jeder schwingt etwas anders.

Hilfreich war es, die Lauftechnik durch einen Barfußlauf-Coach überprüfen zu lassen, wodurch ich mehr Sicherheit bekommen habe.

evidero   Wie erging es Ihnen während des Laufs?

Toll war, dass mich viele Läufer angesprochen haben, um mehr über das Barfußlaufen und die damit verbundene Lauftechnik zu erfahren. Auch von den Zuschauern kam viel Zuspruch und aufmunternde Anfeuerung. Mit einem Barfußläufer rechnet eben kaum ein Zuschauer, obwohl Köln ja eigentlich die Stadt der „Black Föss“ ist…

Leider war der Straßenbelag an einigen Stellen sehr schlecht und ich hatte zwischenzeitlich die Befürchtung, dass die Füße der Belastung vielleicht doch nicht standhalten könnten. Die Sorge war aber völlig unbegründet, denn ich hatte sowohl während als auch nach dem Lauf keine Probleme mit den Füßen.

evidero   Würden Sie nochmals einen Marathon barfuß laufen?

Wenn es die Zeit und der Fitnesszustand zulassen und ich wieder einmal einen Marathon laufen sollte, dann selbstverständlich barfuß!

evidero   Vielen Dank!

Interviewpartner: Patrick Sandmann
Patrick Sandmann ist Hobbyblogger und schreibt über seine Erfahrungen als Barfußläufer...