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Natürliche Bewegung Barfußlaufen: Wieso ich barfuß laufe und was ich damit erlebt habe

Barfußlaufen soll sehr gesund sein, man kann barfuß sogar einen Marathon mitlaufen. Dafür braucht man die richtige Technik. Ein Erfahrungsbericht.
von Patrick Sandmann
Barfuß ErfahrungsberichtFoto: © spwidoff - Fotolia.com

Barfußlaufen ist ein natürlicher Zustand. Aber wer macht das heutzutage schon noch? Tatsächlich tun es immer mehr Menschen und wir haben einen von ihnen gefragt: Wieso eigentlich? Patrick Sandmann trainiert aktuell für seinen ersten Barfuß-Marathon und berichtet uns von seinen Erlebnissen.

Wieso ich angefangen habe, barfuß zu laufen

Ich habe aus gesundheitlichen Gründen mit dem Barfußlaufen begonnen. Aufgrund einer chronischen Achillessehnenreizung und Kniebeschwerden hatten mir Ärzte dazu geraten, mit dem Laufen aufzuhören und auf gelenk-schonendere Ausgleichsportarten wie Fahrradfahren oder Schwimmern auszuweichen. Im Internet habe ich dann recherchiert, was ich gegen meine Achillessehnenprobleme unternehmen kann und bin dann eher zufällig auf das Barfußlaufen gestoßen. Nach der Theorie verhält es sich nämlich so, dass das Barfußlaufen eine natürliche Lauftechnik, oft auch „natural running“ genannt, fördert. Joggingschuhe scheinen die natürliche Lauftechnik zu behindern. Meiner Meinung nach sind die wissenschaftlichen Befunde dazu, bspw. von Prof. Lieberman von der Harvard University, evident. Es spricht sehr viel dafür, dass das Barfußlaufen mit der natürlichen Lauftechnik gesünder für den Körper ist, als das herkömmliche Laufen in Joggingschuhen, und damit auch Sportverletzungen vorbeugt.

Die Technik ist sicherlich bücherfüllend. Das Wichtigste scheint mir zu sein, darauf zu achten, mit einer hohen Frequenz zu laufen. Als Richtwert spricht man von 180 Schritten in der Minute. Wenn die Zeit, mit der der Fuß Bodenkontakt hat, verkürzt wird, wirkt sich das positiv auf die Laufökonomie aus. Beim Laufen sollte man nicht vor dem Körperschwerpunkt auf der Ferse landen, sondern eher unter dem Körperschwerpunkt auf dem Mittelfuß, je schneller man wird auch auf dem Vorfuß. Ganz wichtig erscheint es mir auch, darauf zu achten, beim Laufen ganz locker und entspannt zu bleiben.

So ging es los – Meine ersten Barfuß-Versuche

Ich habe vor ca. drei Jahren auf so genannte „Barfußschuhe“ umgestellt. Seit anderthalb Jahren lasse ich diese auch weg und trainiere nur noch barfuß. Im Winter allerdings nicht immer, denn ab einer bestimmten Temperatur fangen meine Füße an, taub zu werden. Wobei es auch durchaus geübte Barfußläufer gibt, die sogar im Schnee laufen.

Zuhause bin ich schon immer viel ohne Schuhe gelaufen. Allerdings zumeist in Socken, die ich jetzt weglasse. Die Socken behindern nämlich die sogenannte Propriozeption. Der menschliche Körper ist in der Lage, über den Fuß den Bodenbelag zu ertasten und seinen Laufstil auf den jeweiligen Boden anzupassen. So laufe ich bspw. auf Gras etwas anders als auf Asphalt oder Parkett. Diesen Vorgang steuert der Körper ganz automatisch über die Nervenenden in der Fußsohle.

Ansonsten ziehe ich die Schuhe nur beim Sport oder in der Natur aus. Die Hemmschwelle, auch in der Stadt oder beim Einkaufen auf die Schuhe zu verzichten, ist sehr hoch. Leider entspricht es in Deutschland nicht den gesellschaftlichen Konventionen, barfuß zu laufen. Ich habe gehört, dass es aber bspw. in Neuseeland völlig normal sei, barfuß am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Probleme? Nicht, wenn man es richtig macht

Man muss langsam mit dem Laufen ohne Schuhe anfangen. Beim Barfußlaufen werden die Muskeln, Sehnen und Bänder ganz anders beansprucht. Der Anpassungs-Prozess benötigt daher viel Zeit. So hatte ich anfangs extremen Muskelkater in den Waden. Auch habe ich mir anfangs die eine oder andere Blase an den Zehen gelaufen. Die Haut gewöhnt sich aber recht schnell an die neue Belastung. Man sollte nicht über blühende Wiesen laufen, da Bienenstiche schmerzen können. Bucheckern sind ebenfalls sehr unangenehm. Aber die kann man wie auch größere Scherben oder Steine einfach umlaufen. Kleine Steinchen oder flach auf dem Boden liegende Scherben zwicken zwar, verursachen aber keine Verletzungen.

Meine Tipps zum Barfußlaufen

Ich kann jetzt wieder lange Strecken ohne Schmerzen laufen. Ich führe das auf die natürliche, gelenkschonende Lauftechnik zurück. Das Barfußlaufen kann natürlich auch der Einstieg in eine generell gesündere Lebensweise sein oder auch helfen, sich wieder stärker „zu erden“. Viele Barfußläufer berichten von diesem positiven Effekt. Wenn man ein paar Dinge beachtet, würde ich das Barfußlaufen also auf jeden Fall weiterempfehlen.

  • Man sollte langsam anfangen und sich vorher über die richtige Lauftechnik informieren. Es gibt mittlerweile auch spezialisierte Barfußlauf-Trainer, die einem die richtige Technik näher bringen können.

  • Wenn man sich unsicher ist, sollte man das Ganze besser mit seinem Arzt abklären. So habe ich gehört, dass es Menschen mit Empfindungs-Störungen in den Füßen gibt. Auch Übergewichtige oder Menschen mit Fuß-Fehlstellungen sollten vorsichtig sein und vielleicht auf andere Sportarten ausweichen.

  • Generell gilt meiner Meinung nach: Einfach Schuhe ausziehen und loslaufen funktioniert nicht. Da die meisten von uns das Barfußlaufen verlernt haben, ist es wichtig, dass man sich intensiv mit der Thematik beschäftigt und konsequent an seiner Technik arbeitet. Wenn die Lauftechnik nicht stimmt, wird man keine Freude am Barfußlaufen finden.

Und übrigens: Von meinem Umfeld habe ich jede Art von Reaktion erfahren: Von völliger Ablehnung bis hin zu Begeisterung. Interessanterweise haben sich diejenigen, die das Barfußlaufen am meisten ablehnen, am wenigsten mit der Thematik beschäftigt.

Autor: Patrick Sandmann
Patrick Sandmann ist Hobbyblogger und schreibt über seine Erfahrungen als Barfußläufer...