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Hier leben die ältesten und glücklichsten Menschen: Gibt es das Geheimnis langen Lebens?

In manchen Regionen der Welt werden die Menschen besonders alt und sind dabei auch noch gesund. Wieso? Gibt es wirklich das Geheimnis des langen Lebens?
Marcus Lauk
von Marcus Lauk
Gesund im AlterFoto: © drubig-photo - Fotolia.com

Noch nie sind die Menschen so alt geworden wie heute. Ein langes Leben ohne gleichzeitige Gesundheit macht jedoch wenig Freude. In manchen Regionen der Welt ist beides verbunden. Um herauszufinden, warum das so ist, ist Marcus Lauk an diese Ort gereist und hat ein Buch darüber geschrieben. Einige Erkenntnisse teilt er hier bereits mit uns.

Ich habe schon davon berichtet, was die größten Ernährungs-Fehler sind und wie ich selbst diese Fehler erlebt und überwunden habe. Doch dann habe ich mich gefragt: Ist Ernährung wirklich das einzige, das wichtig ist, um gesund zu bleiben? Sicher nicht!

Es gab bereits Forschungen und Statistiken zu verschiedenen Teilen der Welt, in denen die Menschen sehr alt werden und dabei auch noch gesund bleiben, ganz zufriedengestellt haben sie mich aber nicht. Sie konnten nicht alle meine Fragen beantworten – also bin ich selbst hingereist. Um mit den Menschen zu leben, zu essen und zu lachen.

Gesund bis ins hohe Alter

Ich habe vier Regionen der Welt besucht, in denen es überdurchschnittlich viele alte, gesunde Menschen gibt. Loma Linda in Kalifornien, die griechische Insel Ikaria, Sardinien und Okinawa in Japan. Was macht die Menschen aus, die dort leben?

  • Während bei uns beispielsweise über 40% der Menschen an Herz-Kreislauf-Versagen sterben, liegt die Rate dort nur bei unter 10 %.
  • Auf Okinawa geht ein Drittel der Menschen über 100 noch arbeiten und ist völlig selbstständig, ein Drittel lebt mit der Familie und nur das letzte Drittel ist pflegebedürftig!

Wow! Wenn wir mal darüber nachdenken, wie viele Menschen bei uns schon mit 70 oder 80 Jahren nicht mehr alleine leben können oder die letzten 20 Jahre ihres Lebens als Pflegefall verbringen, liegen wirklich Welten dazwischen. Natürlich sterben auch die Menschen in den Langlebigkeitszonen irgendwann, doch bis kurz vor ihrem Tod sind sie oft noch fit und gesund und ihnen bleibt eine lange Leidensphase erspart.

Alt werden ist nur erstrebenswert, wenn man auch gesund bleibt

Bei meinen Vorträgen habe ich es schon erlebt, dass Menschen gesagt haben, sie wollen gar nicht alt werden. Aber warum denn nicht? Wir wollen auf nichts verzichten, was wir einmal konnten, ist es das? Nun, ich habe Menschen getroffen, die noch mit 100 Jahren Wasser-Ski gefahren sind.

Das Leben ist immer im Wandel. Wer das leugnet oder im Jugendwahn versucht, das aufzuhalten, hat keine guten Karten. Wer steht mit 40 noch da, wo er mit 20 stand? Veränderung ist nichts Schlechtes. Vielleicht verliere ich manche Möglichkeiten, aber dafür gewinne ich andere Dinge:

Im Alter verliert man vielleicht Aktivitäts-Möglichkeiten, aber dafür gewinnt man Weisheit und Lebenserfahrung. Viele Dinge kosten nicht mehr so viel Energie wie früher, weil man weiß, wie sie funktionieren. Manches fällt weg, manches kommt dazu. Wenn sich das die Waage hält, ist Altwerden überhaupt nichts Negatives. – Marcus Lauk

Wieso werden manche Menschen so viel älter als andere?

Langlebigkeitszonen entstehen nicht geplant. Da hat sich nicht eine Dorfgemeinschaft hingesetzt und gesagt: So, jetzt stellen wir mal unser Leben um und dann werden wir alle älter als 100 Jahre. Es ist das Zusammentreffen von zwei Gegebenheiten:

  • Medizinischer Fortschritt: Viele Krankheiten, die früher tödlich waren, können heutzutage geheilt werden
  • Bewahrung der Traditionen: Ein bestimmter Lifestyle, der bereits vorherigen Generationen geholfen hat, wird übernommen

Man könnte sagen, es werden die positiven Aspekte von Vergangenheit und Gegenwart miteinander kombiniert. Sobald eines davon wegfällt, klappt es nicht mehr. Das kann man an den nachfolgenden Generationen leider beobachten. Ich habe mit einer Frau den 104. Geburtstag gefeiert. Keines ihrer vier Kinder war anwesend, denn diese waren alle schon gestorben – so wie wir, mit 70 oder 80 Jahren.

In den USA kann man beobachten, dass die Kinder, die jetzt geboren werden, eine geringere Lebenserwartung haben als diejenigen, die schon auf der Welt sind. Warum? Weil wir uns zu sehr auf den Fortschritt verlassen.

Viele von uns leben mit einer Vollkasko-Mentalität. Rücken kaputt? Neuen einbauen lassen. Herz nicht mehr in Ordnung? Herzschrittmacher. Aber so funktioniert das nicht. Wir haben nur einen Körper und den kann man nicht einfach austauschen, wenn wir ihn kaputt machen. – Marcus Lauk

Wir können also nicht einfach auf Autopilot schalten und alles mitnehmen, was uns begegnet. Die Menschen auf Okinawa, die nun schon über 100 sind, hatten es da leichter: Sie hatten nur begrenzte Möglichkeiten und konnten dadurch leicht ihren Weg gehen. Bei uns bedarf das ein wenig Arbeit, oder eine gewisse Form des Bewusstseins. Durch die Werbung werden in uns viele Bedürfnisse geweckt, die wir theoretisch auch alle erfüllen könnten. Doch nicht alle davon sind gut für uns.

Genetik spielt beim Altwerden nur eine geringe Rolle

Ganz besonders wichtig finde ich auch die Erkenntnis, dass es nicht die Gene sind, die uns ein langes Leben ermöglichen. Viele Menschen ruhen sich darauf aus, zu sagen: Ich habe schlechte Gene. Oder: Ich neige eben dazu, dick zu sein. Das ist so nicht richtig. Wie würde man sonst erklären, dass die eine Generation 100 Jahre alt wird und die nächste nur 70?

Nein, die Gene sind nicht der ausschlaggebende Faktor. Völlig unbedeutend sind sie aber natürlich auch nicht. Man könnte sagen, das Leben spielt uns gewisse Karten in die Hand. Den einen bessere, den anderen weniger gute. Wie wir diese Karten ausspielen, liegt aber bei uns!

Auch mit einem durchschnittlichen Blatt kann man ein sehr gutes Spiel hinlegen, wenn man weiß, wie es geht! – Marcus Lauk

Was bedeutet das nun für uns? Dass wir unser Leben umbauen müssen, um so zu leben, wie die Menschen vor 50 Jahren? Nein, natürlich nicht. Aber wir können versuchen, unser Leben aus den gleichen Bausteinen zu bauen, die die Menschen in den Langlebigkeitszonen verwenden.

DAS eine Geheimnis des langen Lebens gibt es nämlich nicht! Stattdessen kommt es darauf an, die Einzelaspekte, die zur Gesundheit gehören, richtig miteinander zu kombinieren. Und “richtig” ist für jeden anders.

Die vier Bausteine, die Gesundheit ausmachen, sind:

  1. Ernährung
  2. Bewegung
  3. Psyche
  4. Umfeld

Aufgezeichnet von: Manuela Hartung

Marcus Lauk
Experte: Marcus Lauk
Gesundheitsphilosoph Marcus Lauk beschäftigt sich mit der Frage, wie ein gesundes und erfülltes Leben gelingen kann. Um diese Frage zu beantworten, begab er sich auf eine Weltreise zu den 100-Jährigen...