Kostenloser Berufe-Check
Berufswahlorientierung mit Hilfe von KI - ohne Anmeldung und mit individuellen Ergebnissen. Auf unserer Azubi-Plattform azubister - für Eltern und Schüler:innen
Jetzt ausprobieren!

Burnout erkennen: Das ist die erste Phase eines Burnouts

Wenn die ersten Alarmglocken anschlagen, ist noch ausreichend Zeit, ein Burnout abzuwenden. Dazu muss man sie aber erkennen können.
Rolf Hess
von Rolf Hess
Stressmanagement online lernen 3© alphaspirit - Fotolia.com

Ein Burnout beginnt schleichend. Nicht immer müssen Alarmzeichen auch heißen, dass es zu einem akuten Burnout kommen wird. Trotzdem sollte man die Signale kennen, um ihnen begegnen zu können. Stress-Experte Rolf Hess erklärt die Phase der vier Alarmreaktionen.

Mit diesen Phasen beginnt ein Burnout Mit diesen Phasen beginnt ein Burnout

Die vier sogenannten Alarmreaktionen sind die physiologischen, chemischen und psychologischen Veränderungen des Körpers. In dieser Phase kommt es zu einer „Zerstörung“ des inneren Gleichgewichts. Wobei es in der Phase der Alarmreaktionen noch recht einfach ist, dieses Gleichgewicht wieder zurück zu erlangen.

Diese Phase mobilisiert die körpereigene Abwehr zur Wiederherstellung des inneren Gleichgewichts. Es kommt zur Aktivierung des Sympathikus und all seiner hormonell und körperlich bedingten Reaktionen.

Sie erinnern sich: Der Sympathikus ist ein Teil unseres Nervensystems und zuständig dafür, dass sich der Körper ganz auf die wirklich wichtigen Organe wie Herz und Lunge konzentriert. Das erleichtert außergewöhnliche Anstrengungen.

Alle Teile unserer Stressmanagement-Reihe findest du hier: Wie entsteht ein Burnout?

Nun möchte ich Ihnen die einzelnen Alarmreaktionen vorstellen:

1) Übertriebener Ehrgeiz ist ein Anzeichen für Burnout

  • Sie besitzen einen starken Enthusiasmus, haben große Ziele und große Ideale, die Sie mit allen Mitteln zu erreichen versuchen.
  • Sie beweisen, dass Sie Ihr Metier verstehen und das Voraus-Vertrauen des Vorgesetzten keine falsche Investition war.
  • Sie kommen automatisch unter Druck, sich überall beweisen zu müssen.
  • Um alle zufrieden zu stellen, entwickeln Sie einen übertriebenen Ehrgeiz. Auch Konkurrenzkampf und Konkurrenzdenken gegenüber Mitarbeitern sind immer wieder ein Grund für stärkeren Einsatz.
  • Aber nicht nur bei der Arbeit gibt es Menschen, die sich in einem Über-Engagement verfangen. In der Familie müssen Sie Ihren Mann oder Frau stehen, so wie die „perfekte“ Frau oder Mann von nebenan.
  • Körperliche Symptome kommen in diesem Stadium nicht regelmäßig vor und Krankheiten sind eher selten.

2) Ermüdungserscheinungen zeigen, dass aus Stress ein Burnout wird

  • Durch den Druck, allen (auch uns selbst) genügen zu müssen, setzen Sie immer mehr Zeit und Energie ein.
  • Sie merken nicht, dass Sie sich nicht mehr wirklich erholen können. Meistens schleppen Sie sich von Wochenende zu Wochenende und von Ferien zu Ferien.
  • Sie werden und wirken müde und schlapp. Doch für Sie selbst scheint alles in Ordnung zu sein. Sie gewöhnen sich langsam an die Situation.
  • Durch den Zwang, hohen Anforderungen genügen zu müssen, erhöht sich die Belastung auf Ihre Psyche und Physis.
  • Erste Ermüdungserscheinungen zwingen Sie, mehr Kraft einzusetzen. Langsam „vergessen“ Sie, die Pausen während der Arbeit einzuhalten und wenn es am Abend mal ein wenig später wird, denken Sie: „Es muss so sein!“
  • Je verbissener Sie sich im Betrieb einsetzen, desto eher wird auch Ihr Schlaf beeinflusst. Am Anfang sind es wahrscheinlich nur ein paar wenige Einschlaf-Probleme, weil wir an Aufgaben herum studieren, die wir morgen unbedingt noch erledigen müssen.
  • Durch die Schlafprobleme kann unser Körper jedoch nicht mehr richtig regenerieren und die ersten Kopfschmerzen melden sich. Nach dem zweiten oder dritten Kopfweh entschließen Sie sich, eine Tablette zu nehmen, was auch tatsächlich hilft. Wenn der Druck anhält, werden ein bis zwei Tabletten pro Woche normal werden.
  • Noch sind Sie idealistisch und begeistert bei Ihrer Arbeit.

3) Wer ein Burnout im Anfangsstadium hat, vernachlässigt seine Bedürfnisse

  • Bereits in der dritten Phase des Überfordert-Seins werden die Pausen stark vernachlässigt oder ganz weggelassen.
  • In den Ferien tragen Sie ständig Ihr Handy mit sich herum und trauen sich kaum abzuschalten und zu entspannen. Es könnte ja sein, dass jemand Ihre Hilfe braucht oder ein Problem im Betrieb auftauchen könnte.
  • Einschlafen geht nur noch mühsam und durchschlafen gelingt immer weniger.
  • Durch das lange Wegbleiben von zu Hause ist Ihr Partner frustriert. Sie vertrösten ihn, dass die Arbeit nicht mehr lange den Stellenwert einnimmt, den sie jetzt hat.
  • Durch unrealistische Erfolgserwartungen versuchen Sie vor allem Ihre Arbeit, die Ihnen jetzt bereits über den Kopf wächst, in den Griff zu bekommen.
  • Eigentlich wissen Sie, dass diese Situation langsam aus dem Ruder läuft und erkennen die Grenzen. Diese werden Sie so erweitern, wie immer es scheinbar passt.
  • Die Müdigkeit und das Ermatten nehmen zu.
  • Hin und wieder verabschiedet sich bereits der Appetit. Ein Sandwich zum Mittagessen scheint zu genügen, um den Nachmittag zu überstehen.
  • Die Kopfschmerzen nehmen ständig zu. Durch die Überforderung des gesamten Organismus haben Sie vermehrt Fieber mit Muskel- sowie Gelenkschmerzen und sind öfter krank. Durch die auftretenden Magen-Darm-Probleme treten Verstopfung oder Durchfall auf. Durch die Überreizung des gesamten Körpers kann es zu ärgerlichen Schweiß-Ausbrüchen kommen.

4) Verdrängungen von Bedürfnissen und Konflikten sind Anzeichen für ein zunehmendes Burnout

  • Ihre Freude an Ihrem Partner und den Kindern nimmt nun stetig ab.
  • Wenn Sie zu Hause sind, wollen Sie Ihre Ruhe. Sie spüren zwar noch, was Sie dringend brauchen würden, aber diese guten Bedürfnisse werden in den Hintergrund gedrängt.
  • Der Druck im Betrieb ist bereits über Ihr Vermögen angestiegen. Sie werden mürrisch und ertragen nichts mehr – weder von Ihren Mitarbeitern, Ihrem Chef, vom Lebenspartner und schon gar nicht von Ihren Kindern.
  • Von diesem Zeitpunkt an wird es immer schwieriger, bei sich selbst den negativen Zustand der Überlastung zu bemerken. Sie koppeln Ihr eigenes Wohlbefinden mit dem beruflichen Erfolg – und trotzdem ist es ein Kampf an allen Fronten.
  • Den Gedanken: „Ich kann die Situation nicht ändern ……“, können Sie kaum mehr überwinden.
  • Sie fühlen sich erschöpft und matt. Neben den Schlaftabletten am Abend haben Sie nun begonnen, am Morgen Vitamin- und Aufputschmittel häufiger zu nehmen.
  • Am Ende dieses Stressabschnittes können Sie wieder etwas „aufatmen“, denn Ihr Organismus scheint sich an die Situation und die regelmäßigen Medikamente gewöhnt zu haben. Das aber ist eine große Täuschung, denn der Zustand Ihres Körpers verschlechtert sich nun rasant.

So kann man auf die ersten Anzeichen eines Burnouts reagieren:

  • Verzichten Sie nicht auf Pausen.
  • Lernen Sie mentales oder autogenes Training, um die Hirnfrequenz wieder herunter zu fahren.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig (eine ½ Std. pro Tag ist genug), um die Stresshormone zu verarbeiten. Übertreiben Sie es jedoch nicht.
  • Pflegen Sie Freundschaften!
  • Genießen Sie die Ferien ohne Handy, Laptop und andere Arbeitsgeräte.
  • Lachen sie viel mit Ihrer Familie!
  • Pflegen Sie ein Hobby!

Hier geht es zum nächsten Teil unserer Stressmanagement Reihe: Die zweite Phase eines Burnouts

Rolf Hess
Experte: Rolf Hess
Rolf Hess ist Stressregulationsexperte und Leiter des Schweizerischen Zentrums für angewandte Stressforschung (SZS) in Solothurn (CH). Nach 10-jähriger Anstellung in einem gerontopsychiatrischen Altersheim...