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Burnout und Depression: Ein akutes Burnout kann in einer Depression enden

Wird bei Burnout-Symptomen nicht rechtzeitig Hilfe in Anspruch genommen, kann es zu einer schweren Depression kommen. Wie sieht diese aus?
Rolf Hess
von Rolf Hess
Stressmanagement online lernen 5© Rynio Productions - Fotolia.com

Unser Körper zeigt uns an, dass etwas nicht stimmt. Seien es körperliche Sympthome wie Magenbeschwerden oder psychische wie Schlaflosigkeit oder Unausgeglichenheit. Werden alle Warnungen ignoriert und das Stressrad immer weiter vorangetrieben, gelangt man in die kritische Phase. Unser Stress-Experte Rolf Hess schildert, welche Konsequenzen das für uns haben kann. Und erinnert uns so, dass wir rechtzeitig Hilfe aufsuchen müssen, wenn wir Burnout-Anzeichen bemerken.

Die kritische Phase eines Burnouts

Ein akutes Burnout führt zu vollständiger Erschöpfung

In dieser Phase bricht die Widerstandsfähigkeit des Körpers zusammen. Es folgt der Zustand der Erschöpfung! Es ist gut möglich, dass langsam schwerwiegende Krankheiten ausbrechen, die uns ins Krankenhaus bringen. Innere Organe haben sich zum Teil bis zu 70% oder mehr abgebaut – und nun treten deutliche Alarmzeichen auf.

Der Arzt kann in diesem Stadium eine Vergrößerung der Nebennierenrinde oder die Schrumpfung der Thymusdrüse, die wichtig für unser Immunsystem ist, feststellen. Auch Störungen im Magen-Darmbereich sind keine Seltenheit. Sie selbst werden einen starken Gewichtsverlust oder eine starke Gewichtszunahme feststellen. Diese entstehen durch Überkompensation oder Appetitlosigkeit. Psychosomatische Störungen nehmen zu und  belasten das Leben der Betroffenen stark.

Alle Teile unserer Stressmanagement-Reihe findest du hier: Wie entsteht ein Burnout?

9) Vor der Depression kommt die Depersonalisierung

  • Im Allgemeinen bezeichnet „Depersonalisierung“ den Verlust bzw. die Veränderung des ursprünglichen und natürlichen Persönlichkeitsgefühls.
  • Im speziellen Sinne versteht man darunter eine bestimmte Form von psychischer Störung, bei der die Betroffenen ihre eigene Person (das heißt ihren Körper, ihre Persönlichkeit, ihre Wahrnehmung, ihre Erinnerungen, ihr Denken, Fühlen, Sprechen oder Handeln) unwirklich oder nicht-zu-sich-gehörig erleben.
  • Auch Personen und Objekte innerhalb ihrer Umwelt nehmen diese Menschen als verändert, fremd, leblos oder nur von ferne wahr.
  • Das bedeutet nichts anderes, als dass Ihnen alles um Sie herum „komisch“ vorkommt.
  • Selbst sich selber können Sie nicht mehr verstehen, denn früher haben Sie anders reagiert als heute.
  • Die Diskrepanz zwischen Anforderungen und Leistungen nehmen Sie als persönliche Ineffektivität bzw. Ineffizienz wahr. Unter alldem leidet der Glaube an den Sinn der eigenen Tätigkeit.
  • Die Wachstums- und Fortpflanzungsprozesse und die Immunabwehr funktionieren kaum mehr.
  • Die Symptome aus der Phase der Alarmreaktion (z.B. starke Kopfschmerzen, Migräne, körperliche und physische Erschöpfung, Verstopfungen, Durchfall) treten um vieles stärker wieder auf.
  • Durch das schwache Immunsystem kann sich der Körper nicht mehr gegen Krankheiten aller Art wehren.

10) Innere Leere ist ein Zeichen für ein akutes Burnout

  • Sie stellen sich sehr kritische Fragen: „Was tue ich hier? Hat alles noch einen Sinn? Wo geht mein Leben hin?“
  • Sie haben begonnen, unbeweglich in eine Richtung zu starren.
  • Es wird Zeiten geben, in denen Sie irgendwo sitzen und die ersten Wein-Attacken über sich ergehen lassen müssen.
  • Sie verstehen nicht, wie Ihnen so etwas geschehen konnte.
  • Die Arbeit können Sie nicht mehr erledigen. Es fehlt jegliche Kraft und Energie.
  • Vielleicht verlieren Sie Ihre Arbeitsstelle, für die Sie sich so sehr eingesetzt haben.
  • Die Depression hat Sie langsam in den Griff genommen.
  • Aus dem Strudel, der Sie unweigerlich in die Tiefe zieht, kommen Sie ohne professionelle Hilfe nicht mehr heraus. Wenn Sie einen guten Arzt haben, hat er Ihnen eine Arbeitsdispensation verschrieben, damit Sie sich wieder erholen können.
  • Der krankheitsbedingte Arbeitsausfall wird in den meisten Fällen mehrere Wochen dauern und ist begleitet von Psychopharmaka, die Sie unterdessen regelmäßig einnehmen.

11) Burnout führt zur Depression

  • In der zweitletzten Phase kommt ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik zum Zug. Der Psychiater oder der Arzt werden Sie so schnell wie möglich einweisen, weil bei einer schweren Depression nicht lange gewartet werden darf.
  • Wem es trotzdem gelingt, die Depression zu verstecken, ist im höchsten Grad selbstmordgefährdet. Der jetzige Zustand ist psychisch gesehen sehr kritisch. Für Ihre Umwelt kommt der Suizid oftmals überraschend, wenn Sie ein guter Schauspieler waren.

12) Bleibt ein Burnout unbehandelt, folgt der endgültige Zusammenbruch

  • Der letzte Teil des Stressrades ist oftmals auch der letzte Lebensabschnitt einer Person.
  • Wenn Sie den Zusammenbruch überleben, könnte es sein, dass Sie an einem Morgen aufwachen und alles was Sie waren und haben, einfach vergessen haben.
  • Selbst die eigene Familie besteht dann nur noch aus fremden Personen, die in einem Raum sind, den Sie nicht mehr identifizieren können.
  • Sie werden Sich fragen: „Wer bin ich? Was tue ich hier? Welcher Tag ist heute? Wo bin ich?“
  • Das Hirn versucht sich zu schützen und schaltet fast vollständig aus. Es ist wie ein Reset an einem Computer, bei dem die Festplatte gelöscht wird und von allem nur noch Fragmente vorhanden sind.
  • Das einzige, was noch einigermaßen funktioniert, ist das vegetative Nervensystem. Dieses hält uns am Leben. Es ist zuständig für die automatischen Funktionen unseres Körpers.
  • Was von den Organen noch funktioniert, ist nun auf Sparflamme gesetzt worden. Das Hirn wird noch weiter mit Blut versorgt.
  • Der Organismus kann sich nicht mehr an den Dauerstress anpassen und es entstehen Energie-Bereitstellungs-Probleme. Die Muskelenergie und die Glukose fehlen vollständig.
  • Weitere katastrophale Krankheiten können sein: Herzrhythmus-Störungen, Hirnblutung durch zu hohen Blutdruck, Hirnschlag, totaler Ausfall der Nieren und anderer Organe, unter Umständen ausgelöst auch durch Drogen-, Alkohol- und Medikamenten-Missbrauch.
  • Den vollständigen Zusammenbruch nennt man Burnout!

Bitte lassen Sie es nicht so weit kommen, sondern suchen Sie rechtzeitig Hilfe!

Rolf Hess
Experte: Rolf Hess
Rolf Hess ist Stressregulationsexperte und Leiter des Schweizerischen Zentrums für angewandte Stressforschung (SZS) in Solothurn (CH). Nach 10-jähriger Anstellung in einem gerontopsychiatrischen Altersheim...