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Sich selbst aufopfern: Wie wir alle davon profitieren, ein freiwilliges Opfer zu sein

Durch loslassen, verzichten oder opfern etwas zu gewinnen - kann das gehen? Ja! Denn wenn wir uns selbst ein bisschen aufopfern, bekommen wir Zufriedenheit und Lebenssinn im Tausch zurück.
von Manuela Hartung
Sonnenuntergang am Meer© anyaberkut - Fotolia.com

Karfreitag ist einer der wichtigsten Feiertage des Christentums. Der Tag, an dem Christen des größten Opfers gedenken, das vorstellbar ist: Das Leben des Sohnes Gottes für die Erlösung der Menschheit. Ob man nun gläubig ist oder nicht – es lohnt sich, über das Konzept des Opferns – und des “sich selbst opfern” – einmal nachzudenken.

Opfer. Das ist so ein großes, schweres, unangenehmes Wort. Ein negatives Wort, ja, heutzutage ein Schimpfwort: “Du Opfer”, etwas, das es zu vermeiden gilt. Und das ist auch kein Wunder. Durch ein Opfer – zum Beispiel ein Schlachttier – wurden in der Antike die Götter besänftigt, es wurde um Regen oder eine gute Ernte gebeten, man trat in Kommunikation mit den höheren Mächten.

Das ist zwar eigentlich etwas Positives, doch Opfer taten dies in der Regel nicht freiwillig. Das Tier hat sich seine “Opferrolle” mit Sicherheit nicht ausgesucht und Menschen, die bei Menschenopfern ihr Leben ließen, erst recht nicht. Opfer bedeutet also, dass ein Lebewesen zum Wohle anderer Lebewesen Leid erfahren muss. Und das geschieht meist unfreiwillig.

Man kann zum Beispiel Opfer eines Verkehrsunfalls werden (unfreiwillig) oder Opfer einer Gewalttat (zum “Wohle” des Täters). Wie also kann man auf die Idee kommen, Selbstaufopferung sei etwas Gutes und Erstrebenswertes?

Der Unterschied von Opfer und Selbstopfer

Im englischen ist dieser Unterschied ganz offensichtlich, denn es gibt zwei unterschiedliche Wörter für “Opfer”. Da ist einmal das “victim”, ein Opfer, dem etwas zugefügt wird. Und dann gibt es das “sacrifice”, ein Opfer, bei dem man selbst etwas opfert. Sei es Besitz, Zeit oder etwas von sich selbst.

Dieser Unterschied steht durchaus im Zusammenhang mit dem Karfreitag. Denn, wenn man es mal genau betrachtet, zeigt sich genau hier der Wandel vom Opfer, das unfreiwillig zur Schlachtbank geführt wird, zum Opfer, das sich freiwillig selbst aufgibt, zum Wohle der anderen. Dieses Selbstopfer, das in seiner stärksten Form bei der Kreuzigung Jesu stattfand, machte alle anderen Opfer überflüssig. Es hatte mehr Wert vor den Augen Gottes, denn es geschah freiwillig. Gott für die Menschen. Es war ein Tausch – sein Leben für das aller anderen.

Dieses stärkste aller Opfer kennen wir noch heute. Menschen, die in einen Fluss springen, um ein ertrinkendes Kind zu retten – und selbst ihr Leben verlieren. Menschen, die ihr ganzes Leben investieren, um anderen zu dienen – in der Dritten Welt, in Altenheimen oder Kinderhospizen.

Etwas abgeben bedeutet nicht, es aufzugeben

Doch man muss weder Jesus noch Mutter Theresa sein. Nicht jeder hat seine Berufung darin, das ganze Leben für andere zu verwenden. Denn wir dürfen nicht vergessen: Nur, wenn wir selbst mit uns und unserem Leben zufrieden sind, können wir dieses Glück an andere weitergeben. Das bedeutet: Wir können nur etwas opfern, das wir auch haben. Und wenn wir uns opfern, aber eigentlich darunter leiden, wird das auf Dauer nicht funktionieren. Wenn du mehr opferst, als du eigentlich hast, wirst du unglücklich statt glücklich werden.  In diesem Sinne darf man sich nicht AUFopfern, bis man völlig leergebrannt ist.

Selbstaufopferung bedeutet für mich, sich seiner selbst bewusst zu werden, dankbar zu sein für das, was man hat, und aus dieser Sicherheit, dieser Zufriedenheit heraus, etwas davon abzugeben, es für jemand anderen zu opfern. Ganz bewusst ein bisschen Freizeit abzugeben, ein bisschen Geld, ein bisschen der eigenen Freude zum Trost des anderen. Für jemand anderen loslassen, was man hat, um zu sehen, wie dieses “bisschen” seine ganze Welt verändern kann.

Sich selbst opfern kann auch bedeuten, auf etwas zu verzichten. Es kann bedeuten, den eigenen Appetit zu opfern und immer mehr auf Fleisch zu verzichten, zum Wohle der Tiere. Bequemlichkeit zu opfern und auf das Auto verzichten, wo es nicht nötig ist, zum Wohle der Umwelt.

Wieso du glücklicher wirst, wenn du dich opferst

Dass man die Welt zu einem besseren Ort macht, wenn man anderen hilft, ist irgendwie logisch. Du wirst aber auch selbst davon profitieren, wenn du versuchst, dieses Denken in deinen Alltag zu integrieren.

  • Dein eigener Besitz wird dir größer, schöner und zufriedenstellender vorkommen, wenn du etwas davon abgibst
  • Nichts macht so glücklich, wie jemand anderen glücklich zu machen
  • Du wirst dir mehr und mehr bewusst, welche Rolle du in der Welt spielst und dass du wichtig bist, egal, wie klein dein Beitrag sein mag
  • Deine Zeit wird wertvoller und erfüllter, wenn du sie nicht nur zu deinem eigenen Vergnügen nutzt

Vielleicht findest du einen Bereich in deinem Leben, in dem du “dich opfern” kannst. Worauf noch warten? Heute ist ein guter Tag, um damit anzufangen.

Autorin: Manuela Hartung
evidero-Redakteurin Manuela Hartung hat an der Uni Köln Germanistik, Linguistik und Phonetik studiert. Zu ihren Hobbies zählen Radfahren und kreatives Schreiben.