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Die Pilates Methode: Pilates ist mehr als Gymnastik

Im ersten Teil zum Pilates stellen wir Ihnen die Trainings-Methode und ihre Vorteile vor. Wie ist sie entstanden und was unterscheidet sie vom Yoga?
von Anja Leiendecker
Beim Pilates kann man auch Hilfsmittel nutzen© lunamarina - Fotolia.com

An was denken Sie, wenn Sie den Begriff Pilates hören? Hausfrauen in komischen Aerobic-Anzügen, die merkwürdige Verrenkungen machen? Wenn ja, denken Sie falsch. Denn Pilates ist tatsächlich ein Sport und ein effektives Ganzkörpertraining – auch für Männer! Pilates-Trainerin Anja Leiendecker erklärt, wieso.

Wussten Sie, dass Pilates von einem Mann erfunden wurde? Soviel dazu, dass Pilates “nur” ein Frauensport sei. Der Erfinder der Pilates-Methode, Joseph Hubert Pilates, stammte aus Mönchengladbach und lebte zwischen 1883 und 1976

Was ist Pilates?

Expertin: Anja Leiendecker
Anja Leiendecker aus Overath bei Köln ist ausgebildete Pilates-Pädagogin, Osteopathin...
Er vermengte in der Pilates-Methode Kräftigungs-Übungen für den Rücken, Elemente aus dem Yoga, dem Turnen und aus dem Kampfsport. Er war auch Boxtrainer und unterrichtete Profi-Ballett-Tänzer in New York. Ein sehr vielseitiger Mann also, und genauso vielseitig ist die Trainings-Methode, die er entwickelt hat.

Ursprünglich war sie dazu gedacht, den Ballett-Tänzern, die er unterrichtete, zu mehr Beweglichkeit zu verhelfen. Denn er hatte schnell bemerkt, dass ein Ballett-Tänzer ein anderes Training braucht als ein Boxer. Durch das Training mit den Profis hat sich die Methode dann immer weiter verfeinert und ist schließlich auch auf die andere übergeschwappt.
Zuerst haben vor allem Promis wie Madonna, Pippa Middleton oder Cameron Diaz das Pilates-Training genutzt, aber mittlerweile ist es eine überall verbreitete Methode zur Kräftigung der Muskulatur.

Pilates ist für jeden geeignet, auch bei Knie- oder Rückenproblemen

Das Schöne am Pilates ist, dass es wirklich jeder machen kann. Es gibt keine Einschränkungen oder Ausschlusskriterien wie bei vielen anderen Sportarten. Es gibt ja viele Sportarten, die eine gewisse Kondition voraussetzen oder die man mit Knieproblemen oder anderen Gebrechen nicht ausführen kann.

Beim Pilates ist das Gegenteil der Fall: Wer Beschwerden hat, zum Beispiel eine eingeschränkte Beweglichkeit, kann diese durch Pilates ausgleichen und verbessern. Deswegen wird die Pilates-Methode auch häufig in der Gesundheits-Rehabilitation eingesetzt.

Ich hatte einmal in einem meiner Seniorenkurse eine ältere Dame von 78 Jahren. Als sie das erste Mal in die Stunde kam, konnte sie viele Bewegungen nicht mitmachen, weil ihre Beweglichkeit stark eingeschränkt war. Mittlerweile ist sie 82 Jahre alt, macht jede Woche eine Pilatesstunde mit und übt jeden Tag 15 Minuten Pilates bei sich zu Hause — und kann nun alle Bewegungen mitmachen. Sie ist nun vier Jahre älter – aber viel viel fitter.

Also: Vom fünfjährigen Kind bis hin zu Senioren kann wirklich jeder Pilates machen. Allerdings sollte jemand, der noch nie etwas mit Pilates zu tun hatte, auch in einen Anfängerkurs gehen. Dafür gibt es schließlich die Kurse mit unterschiedlichen Schwierigkeits-Stufen. Beim Sprachen-Lernen fängt man ja auch nicht direkt damit an, ein ganzes Buch zu übersetzen.

Was ist der Unterschied zwischen Pilates und Yoga?

Viele Menschen fragen mich, wo denn eigentlich der Unterschied zwischen Pilates und Yoga liegt. Beides sieht sehr ähnlich aus und tatsächlich finden sich auch viele Yoga-Elemente im Pilates. Es gibt aber einen ganz gravierenden Unterschied, der für mich der Grund gewesen ist, mich für Pilates zu entscheiden.

Während beim Yoga die einzelnen Positionen meistens über eine längere Zeit gehalten werden, was die Muskeln gut dehnt, geht es beim Pilates mehr um Bewegung. Das heißt: Yoga ist statisch, Pilates ist dynamisch. Wenn ich eine Pilates-Übung habe, dann führe ich diese aus, gehe zurück in meine Ausgangsposition und führe sie noch einmal aus, anstatt die ganze Zeit in der Position zu verharren. Dadurch halte ich meinen Körper auch besser in Form und werde fitter.

Das betrifft vor allem den Rumpf und die typische Problemzone Beine-Bauch-Po. Außerdem gibt es im Pilates keine reinen Entspannungs-Phasen wie beim Yoga. Ein guter Pilates-Trainer wird natürlich darauf achten, eine Stunde ruhig ausklingen zu lassen. Spezielle Entspannungs-Techniken werden im Pilates aber nicht eingesetzt.

Im Pilates werden auch Hilfsmittel wie Thera-Bänder eingesetzt

Ein weiterer Unterschied ist, dass beim Pilates auch Geräte oder andere Hilfsmittel eingesetzt werden können. Yoga ist in der Regel ein reines Training auf der Matte. Beim Pilates kann man Thera-Bänder zur Hilfe nehmen und auch Styropor-Rollen oder Bälle werden gerne genutzt.

Es gibt auch spezielle Trainings-Geräte, wie man sie beispielsweise in Fitness-Studios finden kann. Diese nennen sich Allegro-Geräte und werden meistens im Personal Training eingesetzt, also im Einzel-Training. Im Gruppentraining kommen solche Geräte eher weniger zum Einsatz.

Yoga und Pilates sind also miteinander verwandt, aber doch für ganz andere Bereiche zuständig. Beides kann auch miteinander kombiniert werden – aber dazu erzähle ich ein anderes Mal mehr. Im nächsten Teil wird es erst einmal darum gehen, was genau man mit der Pilates-Methode für den eigenen Körper – und vor allem für den Rücken – erreichen kann und wie Sie den richtigen Trainer finden können.

Aufgezeichnet von Marc Saha und Manuela Hartung

Expertin: Anja Leiendecker
Anja Leiendecker aus Overath bei Köln ist ausgebildete Pilates-Pädagogin, Osteopathin...