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Unterwasser-Rugby: Noch einmal tief Luft holen! – Rugby mit dem gewissen Extra

Rugby unter Wasser spielen? Klingt verrückt, macht aber sehr viel Spaß! Wie genau dieser Wassersport funktioniert erklärt uns die Spielerin Marion Schlue.
von Marion Schlue
Unterwasser-RugbyFoto: Martin Zicoll

Der Ball muss in den Korb! Jetzt nicht aufgeben, nur noch einen Meter, ein halber, passen. Und auftauchen. Hoppla! Auftauchen? Aber ja, denn hier wird Unterwasser-Rugby gespielt. Kennt ihr noch nicht? Marion Schlue vom DUC Köln (Deutscher Unterwasser Club) erklärt, was den Sport ausmacht, wie er gespielt wird und was das Besondere an ihm ist.

Unterwasser-Rugby klingt ziemlich ruppig, ist es aber nicht. Es ist allerdings ein Vollkontaktsport und dabei ist relativ viel erlaubt. Deswegen heißt er auch Rugby. Er kommt aber nicht wie sein Namensvetter aus England, sondern aus Deutschland. Genauer gesagt entweder aus Köln oder aus Mülheim an der Ruhr, da ist man sich nicht ganz einig. Die herrschende Meinung ist: in Köln wurde er erfunden und in Mülheim wurde dann das erste Turnier ausgetragen.

Mittlerweile gibt es neben Bundes- und Landesliga weitere, regionale Ligen und natürlich eine Deutsche Meisterschaft. Auch in anderen Ländern spielt man Unterwasser-Rugby und so gibt es Nationalmannschaften und regelmäßige Europa- und Weltmeisterschaften. Und so funktioniert der Wassersport.

Unterwasser Rugby ist ein fordernder Ganzkörpersport

Unterwasser-Rugby ist die einzige 3D Sportart, die es gibt, denn es wird nicht nur in Länge und Breite, sondern auch in Tiefe gespielt. Spielfeld ist das tiefe Becken eines Schwimmbades, an dessen Grund jeweils zwei schwere Metallkörbe platziert werden. Ziel ist es nun, den etwa handballgroßen Ball in den Korb der gegnerischen Mannschaft zu befördern — und das natürlich unter Wasser.

Der Ball ist übrigens mit Salzwasser gefüllt und deshalb ganz schön schwer. Es sind immer sechs Spieler einer Mannschaft im Wasser. Ist man erschöpft, kann man ohne Spielunterbrechung ausgewechselt werden. Zur Ausrüstung gehören Maske, Schnorchel und Flossen, sowie eine Kappe wie beim Wasserball.

Die Mannschaften sind durch Kappen und Badebekleidung farblich in blau oder weiß gekennzeichnet.

So spielt man Rugby unter Wasser

Das Spiel fängt ganz klassisch mit dem Ball in der Mitte des Spielfeldes an. Der muss dann ergattert und in den gegnerischen Korb gebracht werden. Die Spielzeit beträgt 2 x 15 Minuten, mit fünf Minuten Pause zwischendurch. Das klingt wenig, aber danach ist man schon ziemlich ausgepowert, schließlich befindet man sich die meiste Zeit unter Wasser. Eine Aktion am Ball dauert etwa 15 bis 20 Sekunden und erst danach kann man wieder auftauchen und Luft holen. Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, lässt man sich auswechseln.

Bei einem Strafstoß muss der Verteidiger sogar bis zu 45 Sekunden unter Wasser bleiben. Der Sport ist wirklich sehr intensiv und schnell, man muss sich ja über die ganze Länge und Tiefe des Spielfeldes hinweg bewegen und die besten Spielzüge kann man eben auch am Grund des Beckens machen, denn oben tummeln sich ja alle zum Luftholen.

Dafür sind übrigens auch Maske und Schnorchel gedacht, damit man auch beim Atmenholen das Spielgeschehen weiter beobachten kann und weiß, wo man als nächstes hin muss. Idealerweise ist das Becken 3-5 Meter tief, 8-12 Meter breit und 12-18 Meter lang.

Der Ball kann beim Passen kaum mehr als 1-2 Meter zielgenau gespielt werden. Da ist also wirklich Teamwork gefragt, denn sobald man in Ballbesitz ist, ist man die Zielscheibe der Gegner.

Das sind die Regeln für den Wassersport

Natürlich ist im Unterwasser-Rugby nicht alles erlaubt. Aber vieles! Der Spieler in Ballbesitz darf richtig attackiert und festgehalten werden. Zerren an Ausrüstung oder Badehose, Schlagen oder Treten etc. ist hingegen verboten und es gibt auch Schiedsrichter, die darauf achten, dass sich die Spieler daran halten. Insgesamt gibt es drei Spielbeobachter, davon einen am Beckenrand, sowie zwei Unterwasser-Schiedsrichter mit Tauchausrüstung, die alle bei Regelverstößen Hupsignale auslösen können.

Den Korb darf man nicht anfassen und sich schon gar nicht dran festhalten wie etwa beim Basketball. Unterwasser-Rugby ist zwar ein reiner Hobby-Sport, hat aber trotzdem ein festes Regelwerk, eine Verbansorganisation und einen Ligabetrieb. Daneben werden Turniere ausgetragen und eine Deutsche Meisterschaft gibt es natürlich auch.

Teamsport unter Wasser

Das Tolle an diesem Sport ist, dass man ganz unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen kann. Der eine ist kräftig, der andere wendig, ein dritter kann vielleicht besonders lang unter Wasser bleiben. Deswegen kann ich als Frau auch bei den körperlich meist überlegenen Männern mitspielen. Es gibt zwar auch ein paar Damenmannschaften und eine reine Damenliga, aber in der Regel spielen Frauen und Männer gemeinsam.

Man muss kein passionierter Schwimmer oder Taucher oder Wasserballer sein und das Alter spielt eigentlich auch keine große Rolle, solange man fit ist. Eine Grundfitness in Ausdauer und Apnoe sowie ein gutes taktisches Verständnis und Ballgefühl sind wichtige Voraussetzungen. Einige weitere Grundlagen muss man aber natürlich mitbringen, hier drei goldene Regeln:

  1. Keine Angst, unter Wasser festgehalten zu werden
  2. Keine Angst vor Vollkontaktsport
  3. Die Grundlagen des Schnorchelns sollten beherrscht werden

Spaß am Wasser und Spaß am Raufen schaden auch nicht. Vor allem ist Unterwasser-Rugby ein Teamsport, für Einzelkämpfer ist es nichts. Außerdem: Obwohl Unterwasser-Rugby ein Vollkontaktsport ist, ist das Verletzungsrisiko dort sehr gering. Vielleicht mal ein blauer Fleck oder ein verknackster Finger, aber da hört es dann schon auf.

Stattdessen trainiert man beim Spielen unter Wasser sehr gut, nämlich die Beine durchs Schwimmen und die Arme durchs Rangeln und das Passen des Balles. Und letztlich eigentlich den ganzen Körper, denn Unterwasser-Rugby spielt man mit vollem Körpereinsatz.

Aufgezeichnet von: Tanja Korsten und Manuela Hartung

Interviewpartnerin: Marion Schlue
Marion Schlue (43), spielt seit rund 20 Jahren selber UWR, aktuell im DUC Köln in der 1. Bundesliga West mit ihrer Mannschaft, dem DUC Köln I.
Mit ihrem Damenteam- UWR Damen Berlin- mehrere Deutsche Meistertitel und Championscup-Gewinnerin (internationale Vereinsmeisterschaften).
Aktiv in der Deutschen Damen-Nationalmannschaft, Weltmeisterin (2007) und Europameisterin (2010).