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Muttertag feiern: Ist der Muttertag nicht völlig überholt?

Alle Jahre wieder kommt der Muttertag am zweiten Sonntag im Mai. Während die einen ihn sehr ernst nehmen und ihre Mutter oder Frau mit Geschenken überhäufen, empfinden andere den Tag der Mutter als überholtes Relikt.
von Manuela Hartung
Muttertag feiern© georgerudy - Fotolia.com

Muttertag ist bei vielen ebenso umstritten wie etwa Halloween – als eine reine Geldmacherei, vor allem der Blumenindustrie. Klingt nicht unplausibel, immerhin werden am Muttertag am häufigsten Blumen verschenkt. Eine häufig gesuchte Frage bei Google: “Muss man am Muttertag etwas schenken?” Wir finden: Nein, muss man nicht. Kann man aber. Und feiern sollten wir ihn trotzdem – aus diesen Gründen.

Warum feiert man Muttertag?

Manch einer denkt, der Muttertag sei eine Erfindung der Nazis gewesen – das stimmt nicht! Tatsächlich gibt es in der Weltgeschichte immer wieder Feiertage oder spezielle Feste, an denen die Mutter als Instanz gewürdigt wird. Unser heutiger Muttertag kommt hingegen aus den USA, wo er 1914 von der Frauenrechtlerin Anna Jarvis durchgesetzt wurde.

Moment! Der Muttertag soll der Gleichberechtigung dienen? So wird er heutzutage definitiv nicht mehr verstanden und das ist sehr schade. Denn es zeigt, dass sich das Bild der Mutter im Laufe der Zeit gewandelt hat zu etwas, das vielen nicht mehr als erstrebenswert gilt. Oder gar als etwas minderwertiges, etwa im Vergleich zu einer beruflichen Karriere. Doch schauen wir uns erst einmal die Argumente gegen den Muttertag an.

Argumente gegen Muttertag

Eines habe ich schon genannt: Das Feiern einer solchen Selbstverständlichkeit kann eigentlich nur einer kapitalistischen Gesellschaft entspringen. Immerhin verdient die Industrie gut an Blumen, Parfüm, Pralinen und anderen typischen Muttertagsgeschenken.

Aber es gibt auch andere Kritik am Tag der Mutter. Zum Beispiel: Das Feiern einer solchen Selbstverständlichkeit sollte selbstverständlich sein, Tag für Tag. Wofür braucht man einen speziellen Muttertag, wenn man seiner Mutter jeden Tag die Liebe für sie zeigen kann? Wieso sollte man ihr nur an einem einzigen Tag im Jahr etwas schenken?

Und dann kommt da natürlich noch die Emanzipationskeule, denn im Gegensatz zu 1914 empfinden heute viele Frauen, dass “Hausfrau und Mutter” einer Degradierung gleichkommt, die eben nichts mit Gleichberechtigung zu tun hat, sondern das exakte Gegenteil darstellt. Aber ist nicht genau diese Denkweise diskriminierend?

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Mutter sein ist ein Job wie jeder andere

Das Problem liegt doch eigentlich darin, dass wir den Wert der Arbeit, die ein Mensch verrichtet, nach seinem Gewinn in Geld bemessen. Das ist ein Fehler. Denn es gibt noch viel mehr Faktoren, die Nützlichkeit und Wertschöpfung beeinflussen.

Mein liebstes Beispiel dafür stammt vom Science-Fiction Autor Douglas Adams, der von einer Alien-Rasse erzählt, die alle nicht-intellektuellen Berufe von ihrem Planeten verbannten, insbesondere die Telefonhörerputzer. Kurze Zeit später starb die gesamte Rasse aus, und zwar an Keimen von Telefonhörern.

Das ist natürlich ein wenig überspitzt dargestellt, aber jede Arbeit hat ihren Wert in einer Gesellschaft, die auf der Aufteilung der Arbeit gegründet ist. Dadurch, dass wir nicht mehr alles, was wir brauchen, selbst herstellen, sind wir auf andere Menschen angewiesen. Was hat das nun mit Müttern zu tun?

Egal ob die Frau zuhause bleibt und dort die Kinder erzieht, oder ob sie nebenher auch arbeitet: Mutter (und auch Vater!) ist ein vollständiger Beruf. Das Erziehen eines Kindes, das Formen seiner Wertvorstellungen, die Aufmerksamkeit und Liebe, die es verlangt, all das macht niemand “so nebenher”.

Und es ist ein essentieller Bestandteil einer funktionierenden Gesellschaft. Das sieht man vor allem dann, wenn Erziehung nicht mehr wirklich ernst genommen wird und Kinder einfach tun und lassen, worauf sie Lust haben. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Muttertag und Vatertag – Eltern sollten mehr wertgeschätzt werden

Eltern sein ist also harte Arbeit. Jedoch eine, die in unserer Gesellschaft kaum noch anerkannt wird, denn sie wirft kein Geld ab. Natürlich schafft sie Liebe, Freude, Vertrauen, sie ist die Basis für unsere Zukunft, für eine Weiterentwicklung der Menschheit, für das Lernen aus Fehlern und die Weitergabe unserer Wissens und unserer Kultur. Wieso wird das nicht mehr wertgeschätzt?

Zum Glück gibt es auch immer wieder Gegenbeispiele. Gerade erst wurde in Großbritannien bei einer Scheidung der Frau, die jahrelang zuhause geblieben war, 90 Prozent des Vermögens zugesprochen – weil sie ihre Karriere zugunsten der Kinder opferte. Es ging um ein Vermögen von 560.000 Pfund.

Sollten wir nicht alle versuchen, das Elternsein wieder als das anzusehen, was es ist: Eine Investition in unsere Zukunft, in immaterielle Werte wie Liebe, in den Grundpfeiler einer funktionierenden Gemeinschaft? Und warum sollte man das nicht feiern, in Form eines Mutter- und eines Vatertages?

Denn – da muss man den Kritikern natürlich recht geben – Väter haben genausoviel Wertschätzung verdient wie Mütter. Auch sie tragen Verantwortung, opfern Zeit und Geld, bleiben heutzutage oft in Elternzeit oder als “Hausmann” ganz zuhause, während die Frau arbeiten geht.

Mutter sein von ganzem Herzen

Doch natürlich ist die Frau in diese Diskussion in einer prikäreren Lage. Bleibt sie zuhause gilt sie als rückständig, geht sie trotz ihrer Mutterschaft arbeiten, als Rabenmutter. Die Rolle der Frau ist aufgrund ihrer Fähigkeit, Kinder zu gebären, seit Anbeginn der Menschheit eine andere als die des Mannes. Doch bloß weil es diese Fähigkeit gibt, muss sie ja nicht das Alleinige sein, was uns als Frau definiert.

Letztlich ist “Mutter-Sein” eine Entscheidung, die jede Frau für sich selbst treffen soll und darf. Ohne Vorurteile. Genauso wie jeder Mann eigentlich auch selbst entscheiden darf, ob er Vater sein will oder nicht.

Es ist eine Entscheidung, die man meistens (wenn auch nicht immer) als Paar gemeinsam trifft und deren Konsequenzen man in guten und schlechten Tagen auch gemeinsam tragen muss. Es ist eine Herzensentscheidung, ganz egal, wie man die eigene Mutterschaft lebt. Auch, wenn es vielleicht manchmal Zweifel oder gar Reue gibt.

Meine Oma hatte die Angewohnheit, meiner Mutter zu jedem Geburtstag von mir und meinen Geschwistern etwas zu schenken. Weil auch sie einen “Geburts-Tag” hatte. Ich empfinde das als schöne Idee. Und ich plädiere dafür, dass wir alle den Beruf der Mutter wieder anerkennen in seiner Komplexität und Notwendigkeit. Das kann ganz besonders am Muttertag sein. Und in kleinen Dingen jeden Tag im Jahr.

Autorin: Manuela Hartung
evidero-Redakteurin Manuela Hartung hat an der Uni Köln Germanistik, Linguistik und Phonetik studiert. Zu ihren Hobbies zählen Radfahren und kreatives Schreiben.