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Hypnose beim Zahnarzt gegen Angst: So hilft Hypnose bei Zahnarzt-Phobie

Fast jeder hat ein schlechtes Gefühl vor dem Zahnarztbesuch. Immer mehr Zahnärzte nutzen deshalb Hypnose, um ihre Patienten zu beruhigen.
von Theresia Maria De Jong
Keine Angst vorm Zahnarzt durch Hypnose© YakobchukOlena - Fotolia.com

Vor dem Zahnarzt sind wir alle mehr oder minder gleich. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der völlig entspannt auf dem Behandlungsstuhl Platz nimmt.

Die meisten Menschen können ihre Zahnarzt-Angst selbst bezwingen und lassen ihre Zähne halbjährlich kontrollieren, frei nach dem Motto:„Vorbeugen ist besser als Bohren”. Trotzdem tendiert fast die Hälfte aller Patienten dazu, den Besuch beim Zahnarzt zu „katastrophisieren“, das heißt sich Befürchtungen hinzugeben, die die Realität deutlich übersteigen.

Symptome und Ursachen der Zahnarzt-Angst

Zwischen sechs und 14 Prozent der Bevölkerung empfindet den Zahnarzt-Besuch als wahren Horrortrip. Manchmal können selbst stärkste Schmerzen sie nicht bewegen, den Gang zum Zahnarzt anzutreten. Sie leiden an Schweißausbrüchen, Herzrasen und unkontrollierbarem Zittern, wenn sie nur das Behandlungszimmer betreten.

Die Vermeidungshaltung führt dazu, dass sich der Zustand der Zähne weiter verschlechtert und die irgendwann doch notwendigen Behandlungen eher schmerzhaft sein werden, was wiederum zu einer Bestätigung der Zahnarztangst führt.

Schlechte Erfahrungen bei einem Zahnarzt sind die häufigste Ursache für die Angst. Das können Behandlungen unter starken Schmerzen sein oder aber auch eine „Zwangsbehandlung” als Kind, die der kleine Patient nur unter Anwendung von Gewalt über sich ergehen ließ.

Was kann man gegen die Angst vor dem Zahnarzt machen?

Wie nun lässt sich dieser Teufelskreis aus Angst und unterlassener Vorsorge unterbrechen? In Zahnarztpraxen wird immer mehr Wert auf Entspannungstechniken und einfühlende Gespräche gelegt. „Der ideale Platz für eine effektive Behandlung von Zahnbehandlungsphobien ist in der Praxis selbst”, weiß Zahnarzt Mats Mehrstedt aus Hamburg, der seit Jahren mit Hypnose arbeitet.

Mit Hypnose kann der Umgang mit stark belasteten Auslösern erleichtert werden: der Angst vor dem Schmerz, vor Spritzen, vor dem Anblick, dem Geräusch oder dem Geruch in der Zahnarztpraxis.

Hypnose beim Zahnarzt ersetzt nicht die Betäubung

Hypnose wird meist nicht als Ersatz für Betäubungsmittel eingesetzt, sondern zur Unterstützung einer chemischen Schmerzausschaltung. Bei sehr ängstlichen Patienten kann es passieren, dass durch starke Verspannung Betäubungs-Spritzen nicht optimal wirken. In 13 Prozent der Fälle soll dies zutreffen. Hier kann Hypnose helfen.

Bereits mit einem Viertel der üblichen Menge an Betäubungsmittel lässt sich unter Hypnose völlige Schmerzfreiheit erziehen, wie die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose (DGZH), der bundesweit knapp 1.600 Mitglieder angeschlossen sind, erklärt.

Allerdings: Viele Patienten stellen sich vor, dass Hypnose eine Zauberlösung für ihre Probleme beim Zahnarzt sein könnte. Sie hoffen, dass eine Gesamtsanierung stattfinden könnte, ohne dass sie etwas davon mitbekommen, selbstverständlich auch ohne Spritze. Ohne Spritze geht es häufig nicht, aber die Angst vor ihr kann durch Hypnose „verlernen”.

Oft reicht schon eine Hypnose-CDFoto: Bernd Wüstneck © ZB – Fotoreport
Oft reicht schon eine Hypnose-CD

Wie funktioniert Hypnose beim Zahnarzt?

Mit dem Wort Hypnose verbinden viele die Show-Hypnotiseure, die Menschen wie ein Brett zwischen zwei Stühle legen oder sie unsinnige Befehle ausführen lassen. Medizinisch angewandte Hypnose ist jedoch kein Hokuspokus, sondern längst wissenschaftlich erforscht und Teil einer klinisch relevanten Kognitions-Psychologie.

Hypnose ist weder Einbildung noch Rollenspiel, sondern durch Sprache hervorgerufene Wirklichkeit im Gehirn, wie ein Forscher der Washington State University nachwies. Bei Einsatz von Hypnose können Körperfunktionen wie Muskeltonus, Kreislauf und sogar Funktionen des Autonomen Nervensystems und des Immunsystems verändert werden. Schmerzen können in ihrer Dauer und Qualität anders wahrgenommen werden.

Sich selbst hypnotisieren und keine Angst mehr haben

Zahnarzt Dr.Werner Ossmann beschreibt es so: „Hypnose beruht auf dem Prinzip, dass der Therapeut den Patienten anleitet, sich selbst zu hypnotisieren, sich zum Beispiel auf angenehme Urlaubsgedanken konzentriert. Je besser seine Vorstellungskraft ist, desto schneller und tiefer geht er in Trance”.

Nach Angaben der DGZH besitzen 90 Prozent aller Menschen die Fähigkeit, sich selbst in diesen Zustand zu versetzen. Bei den meisten Patienten genügt eine Hypnose-CD, um sie in einen angenehmen Trancezustand zu versetzen. Der Patient hört einen Text, der zur Eigenhypnose anregt, unterlegt mit Entspannungsmusik. Enthalten sind Hinweise zur Entspannung wie Atemkontrolle und Muskelentspannung.

„Manche Menschen stellen sich vor, in einem schönen Wald spazieren zu gehen, sie hören die Vögel singen und stellen sich den würzigen Waldgeruch vor, andere gehen am Stand entlang, fühlen die auslaufenden Wellen an ihren Füßen und spüren die Gischt auf ihrem Gesicht. Andere wiederum brauchen etwas aktivere Handlungsabläufe. Sie stellen sich vor Rad zu fahren, zu joggen oder eine andere Sportart auszuüben”, erklärt Psychologe Hans-Jörg Hautkappe.

Während der Trance richtet sich die Konzentration immer weiter von außen nach innen. Der Patient befindet sich an seinem Ruheort und „hat den Mund zur Reparatur abgegeben.” Im Trance-Zustand schaltet der rationale Teil des Gehirns ab – der Patient kann unangenehme Empfindungen ausblenden und sich während der Zahnbehandlung wohlfühlen.

Der Puls ist ruhig, der Blutdruck niedrig, eine tiefe Bauchatmung sorgt für Schwere und Wärme des Körpers, die Muskulatur ist entspannt. „Während man im normalen Bewusstseinszustand immer verschiedene Reize gleichzeitig wahrnimmt, ist in Hypnose die gesamte Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Sache gerichtet, sodass man die restliche Umgebung mehr oder weniger aus dem Auge verliert”, weiß Zahnärztin Dr. Johanna Kant.

Mit einem entspannten Patienten kann sie präziser, zügiger und konzentrierter arbeiten. Das Ergebnis ist sogar häufig ein besseres, denn das Immunsystem wird durch Trance verstärkt und eine Wundheilung kann schneller und unkomplizierter verlaufen. Selbst nach einer langen Behandlungsdauer hat der Patient das Gefühl, sich gut erholt zu haben.

Im Trancezustand verkürzt sich subjektiv die Dauer der Behandlung, und zwar um circa 50 Prozent, wie Studien ermittelt haben. Nach mehreren Zahnarztbesuchen mit Hypnoseanwendung lässt sich die Zahnarztangst für immer abbauen.

Autorin: Theresia Maria De Jong
Theresia Maria de Jong ist Journalistin und Sachbuchautorin für die Themen Gesundheit, Psyche und Seele. Es sind die Geschichten hinter den Geschichten, die sie von jeher begeistern. Vor fünf Jahren gründete sie gemeinsam mit Kollegen den Autorenpool Wortwexxel, den sie heute mit Ute Dommel leitet.