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Running Dinner - Gemeinsam Kochen: Ein Drei-Gänge-Menü durch die eigene Stadt

Das Running Dinner ist ein Drei-Gänge-Menü, verteilt über die Stadt. Ein Zweier-Team kocht ein Gericht und jeder Gang wird in einer anderen Küche gegessen.
Sabrina Gundert - Fotografin Alexandra Stehle
von Sabrina Gundert
Freunde finden beim Running Dinner© oneinchpunch - Fotolia.com

Zusammen einen ungewöhnlichen Abend verbringen, neue Menschen kennenlernen, kochen, essen und Spaß haben. Das ist die Idee, die hinter dem „Running Dinner“ steht, ein Drei-Gänge-Menü, verteilt über eine ganze Stadt. evidero-Autorin Sabrina Gundert hat es getestet.

Schnell noch den Tisch gedeckt und die Lasagne in den Ofen geschoben, dann klingelt es auch schon an der Tür. 20 Uhr. Vier fremde Menschen stehen vor Sebastian Heiers Wohnungstür. Alle begrüßen sich freudig, schließlich werden sie die nächsten zwei Stunden gemeinsam verbringen.

Der 27-jährige Lehramtsstudent aus Kiel nimmt an diesem Abend mit seinem WG-Mitbewohner am Running Dinner teil. Die Idee: Ein Drei-Gänge-Menü, verteilt über die eigene Stadt. Wer keine Lust mehr hat immer nur alleine oder mit altbekannten Freunden zu kochen, der kann auf diese Weise neue Leute kennenlernen. Immer zwei Personen melden sich auf Running Dinner-Plattformen wie Rudirockt als Kochteam an. Jedes Team kocht zusammen einen Gang des Menüs. Bei den anderen beiden Gängen ist dieses Team wiederum zu Gast bei (noch) Unbekannten. In jeder Küche treffen sich so immer sechs Personen — zwei, die kochen und vier, die zu Gast sind. Nach jedem Gang trennen sich die Grüppchen wieder und jeder zieht weiter zum nächsten Essensgang. Am Ende des Abends gibt es dann ein großes Wiedersehen bei einer gemeinsamen Abschlussparty.

Zwölf neue Leute an einem Abend kennenlernen

„Bei einem Running Dinner hat man die Möglichkeit, an einem Abend in lockerer Atmosphäre zwölf neue Leute kennenzulernen. Das Kochen ist dabei eher Mittel zum Zweck“, sagt Florian Schwanse, Gründer von Rudirockt. Für ihn ist das Running Dinner eine gelungene Kombination von On- und Offline: „Online wird das Event organisiert, offline treffen sich die Personen — das ist viel tiefgründiger und persönlicher, als wenn man sich nur über das Internet kennt. Wir kombinieren quasi das Beste aus beiden Welten.“

Neue Leute kennenzulernen, das hat sich auch Sebastian Heier von diesem Abend erhofft. Stattdessen trifft er bei der Vorspeise erst mal eine alte, flüchtige Bekannte wieder. „Als wir da in der Küche des anderen Teams saßen, erzählte eine der Anwesenden von ihrem Studium und mir kam ihre ungewöhnliche Fächerkombination gleich so bekannt vor. Wie sich herausstellte, hatte sie sich vor ein paar Jahren mal bei uns für ein freies WG-Zimmer beworben, es aber nicht bekommen — und wohnte jetzt nur wenige Häuser von uns entfernt. In all der Zeit wollten wir uns immer schon noch mal treffen, es hat aber nie geklappt. Jetzt saß sie hier mit am Tisch — das war schon witzig.“
Wie klein die Welt selbst bei einem solchen Event — wie an diesem Abend mit über 300 Teilnehmenden in ganz Kiel — sein kann, hat auch seine Kommilitonin Marei Locher erfahren: „Ein paar Tage nach dem Running Dinner haben Sebastian und ich uns über unsere Erlebnisse unterhalten und festgestellt, dass eben jene Studentin mit mir zusammen beim Nachtisch war.“ Die 24-Jährige Umweltmanagement-Studentin hat vor allem die Kombination aus gemeinsamem Essen, Kochen und der Möglichkeit, noch Unbekannte aus der eigenen Stadt kennenzulernen, angesprochen.

Erfolgsrezept: Running Dinner mit über 2400 Teilnehmern

Einen ungewöhnlichen Abend verbringen, dass ist, so Florian Schwanse eines der Ziele, die die Macher von Rudirockt verfolgen, und auch das Bedürfnis der Teilnehmenden: „Die meisten Menschen vollen einfach mal etwas anderes erleben als all die anderen Tage in der Woche. Das Running Dinner bietet hier eine gute Mischung aus Spaß, der Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen und einem schönen, geselligen Abend.“

Ein ähnliches Prinzip: Die Plattform Yumwe

Es sind vor allem Studenten, die an diesen Abenden mit dabei sind, 70 bis 80 Prozent, so der Schnitt. Bislang organisiert Rudirockt Running Dinners in über 40 Städten, das größte mit über 2400 Teilnehmern fand bisher in Aachen statt, der Geburtsstätte von Rudirockt. „Besonders im vergangenen Jahr hatten wir einen extremen Zuwachs an neuen Städten. Immer, wenn sich mindestens 18 Personen in einer Stadt zusammengefunden haben, kann Rudirockt starten“, erklärt Florian Schwanse. Viel Geld für Werbekosten haben die vier Macher, die hinter der Plattform stehen, dabei noch nicht ausgeben müssen: „Wir betreiben Rudirockt als Hobby neben unserem jeweiligen Beruf, es ist keine Plattform, die auf Gewinn ausgerichtet ist. Doch das Konzept kommt so gut an, dass es allein über Mund-zu-Mund-Propaganda seine Kreise zieht. Und wer einmal mit dabei war, kocht zu über 50 Prozent beim nächsten Mal wieder mit.“

Freunde fürs Leben oder flüchtige Bekannte?

Einige Wochen nach dem Running Dinner in Kiel ziehen die beiden Studenten Sebastian Heier und Marei Locher ihr Fazit des Abends: „Insgeheim hatte ich ja schon gehofft, auch langfristig neue Freunde zu finden. Das hat leider nicht geklappt. Dennoch war es ein klasse Abend und das Konzept ist einfach super“, so der 27-Jährige. Für Marei Locher steht bereits fest: Sie wird beim nächsten Mal wieder mit dabei sein. „Es war ein lustiger Abend, bei dem ich viele spannende Menschen getroffen habe, auch, wenn ich am Anfang etwas nervös war, ob denn auch alles mit unserem Hauptgang klappen würde — doch es hat alles wunderbar funktioniert!“

Das Potenzial, bei solch einem Event Freunde fürs Leben zu finden, sehen die beiden durchaus — „aber ich glaube, es kommt immer ziemlich darauf an, mit wem man dann wirklich am Tisch sitzt, ob die Chemie stimmt und man auf einer Wellenlänge ist“, meint die Studentin. Auch für Florian Schwanse von Rudirockt ist ein Running Dinner immer wieder eine Überraschungspackung: „Mittlerweile gibt es schon zwei Pärchen, die sich über Rudirockt kennengelernt und geheiratet haben. Ebenso entstehen immer wieder Kochgruppen aus solch einem Abend. Aber es stimmt schon, bei einem Großteil der Teilnehmenden bleibt es bei einem gemeinsamen Abend.“
Sebastian Heier setzt hingegen auf den Wiederholungseffekt — „vielleicht trifft man ja jemanden beim nächsten Running Dinner wieder, mit dem man sich schon am ersten Abend ganz gut verstanden hat. Oder man sieht sich in der Stadt — und hat dann gleich einen gemeinsamen Gesprächspunkt, an den man anknüpfen kann.“

Sabrina Gundert - Fotografin Alexandra Stehle
Expertin: Sabrina Gundert
Sabrina Gundert ist Autorin und Coachin. Vom Bodensee aus unterstützt sie Menschen dabei, ihren Weg zu finden.

Weitere Informationen:

http://www.rudirockt.de/