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Erfahrungsbericht Laden ohne Verpackungen: Tante Olga – Kölns erster Unverpackt-Laden

Köln hat seinen ersten Unverpackt-Laden: Bei Tante Olga kannst du ab sofort Nudeln, Reis und Hülsenfrüchte ohne unnötige Verpackungen kaufen. Bio, regional und Fair Trade. Wie ein Einkauf bei Tante Olga abläuft, erfährst du hier.
Shirani Wirges
von Shirani Wirges
Verpackungsfrei einkaufen bei Tante Olga in Köln© Shirani Wirges

Im November hat mit Tante Olga der erste Unverpackt-Laden in Köln eröffnet. Im Sommer hatten die drei Gründer Olga und Gregor Witt sowie Dinah Stark zur großen Crowdfunding-Aktion aufgerufen und mithilfe von 920 Unterstützern den ersten verpackungsfreien Tante Emma-Laden in der Domstadt realisiert.

In Sülz auf der Berrenrather Straße könnt ihr seit dem 5. November alles für ein müllreduziertes Leben kaufen. Bei Tante Olga findet ihr nicht nur unverpackte, trockene Biolebensmittel, sondern auch nachhaltige Kosmetikprodukte, umweltfreundliche Haushaltsgegenstände sowie ökologisches Büromaterial. Zudem könnt ihr euch in dem kleinen Laden einen Kaffee gönnen und euch in gemütlicher Atmosphäre über ein müllfreies Leben austauschen und informieren.

Aber wie funktioniert das eigentlich mit dem verpackungsfreien Einkaufen? Ich war für euch im Laden, habe müllfrei geshoppt und mich mit Olga über Zero Waste unterhalten.

Verpackungsfreier Supermarkt: Was ist das überhaupt?

Tag für Tag produzieren wir Unmengen an Müll. Ein Großteil dieses Mülls entsteht beim Einkaufen. Denn so gut wie alles, was wir neu im Laden oder online kaufen, ist in Plastik oder zumindest in Karton verpackt. Obst und Gemüse ist sogar häufig in Plastik gehüllt, obwohl viele Sorten bereits von Natur aus über eine robuste „Verpackung“ verfügen. Wer seinen Müll im Alltag reduzieren möchte, hat es da nicht leicht.

Eine Möglichkeit, Verpackungsmüll zu vermeiden ist, die Produkte unverpackt zu kaufen. So kannst du dein Obst und Gemüse zum Beispiel lose auf dem Wochenmarkt, im Hofladen oder im Bioladen kaufen. Selbst in herkömmlichen Supermärkten kannst du Obst und Gemüse teilweise ohne Verpackung kaufen. Ganz anders sieht die Sache allerdings bei Trockenware wie Pasta, Getreideprodukten oder Gewürzen aus. Diese Produkte gibt es noch nicht einmal im Bioladen lose zu kaufen.

Genau hier setzen die sogenannten Unverpackt-Läden an: In diesen Geschäften kannst du trockene Ware ohne Verpackung kaufen. Die Idee: Keine Tüten, kein Plastik und keine Kartons. In verpackungsfreien Läden kannst du deine Produkte deinem Bedarf entsprechend in selbst mitgebrachte Behälter abfüllen. Auf diese Weise vermeidest du nicht nur unnötigen Verpackungsmüll, sondern kaufst auch nur genau die Menge ein, die du benötigst.

Was kann ich bei Tante Olga kaufen? Und was nicht?

Bei Tante Olga kannst du vor allem Trockenware kaufen. An einer Wand des kleinen Ladens befinden sich lauter Lebensmittelspender aus Glas, aus denen du trockene Produkte wie Pasta und Reis, Getreide, Nüsse, Samen und Trockenfrüchte abfüllen kannst. In einem Holzregal in der Mitte des Raums stehen lauter größere und kleinere Behälter mit Gewürzen, Tees und verschiedenen Weingummis. Und im Schaufenster findest du eine Auswahl an veganer Schokolade in großen Gläsern.

Zudem könnt ihr Getreide mithilfe einer Flockenmühle oder Getreidepresse direkt im Laden weiterverarbeiten. Aufgrund der Nachfrage gibt es inzwischen frische Eier und frische Milch von Bauern aus der Region sowie Honig von einem regionalen Imker. Und bald wird es auch frisches Brot und Brötchen geben.

Neben den Lebensmitteln kannst du bei Tante Olga auch Waschmittel und verschiedene Alltagsgegenstände für den müllfreien Alltag kaufen: Neben verschiedenen Behältnissen wie Gläsern, Flaschen und Stoffbeuteln findest du im Laden zum Beispiel nachhaltige Zahnbürsten aus Bambus, Spülbürsten aus Holz oder Edelstahl Rasierhobel sowie eine große Auswahl an Haar- und Körperseifen. Sogar eine Seife für Hundefell habe ich entdeckt.

Alle Produkte bei Tante Olga sind bio-zertifiziert und so regional und Fair Trade wie möglich. Was du bei Tante Olga nicht kaufen kannst sind frische Produkte wie Obst, Gemüse, Käse- und Wurstwaren. Diese Produkte kannst du eben auch gut unverpackt auf dem Wochenmarkt, beim Bauern oder im Bioladen kaufen.

Wie läuft ein Einkauf in einem Unverpackt-Laden ab?

So ein Einkauf bei Tante Olga ist viel einfacher, als du vielleicht denkst. Schreibe dir vor deinem Einkauf am besten einen Einkaufszettel, damit du hinterher nicht mehr kaufst als du wirklich brauchst. Dann überlege dir, worin du diese Produkte am besten verstauen kannst.

Pasta, Reis oder Hülsenfrüchte sind in einem Glas gut aufgehoben – dabei ist es egal, ob es sich um ein altes Marmeladenglas oder ein Weckglas handelt. Eier werden in mitgebrachte Eierkartons gepackt und die Milch ist ohnehin bereits in Pfandflaschen abgefüllt. Gewürze und Tees kannst du in kleineren Dosen oder Gläschen aufbewahren, ebenso wie Trockenfrüchte und Nüsse.

Wenn du keine Gläser im Haus hast, kannst du auch die verwenden, die bei Tante Olga von anderen Kunden gespendet wurden (stehen neben der Waage), oder Gläser und Flaschen in verschiedenen Größen günstig kaufen.

Ein Tipp von Olga: Falls du keine Lust hast, so viele Gläser mit dir herumzuschleppen, kannst du zum Transport auch Stoffbeutel verwenden. Diese passen in jede Handtasche und fallen kaum ins Gewicht. Mit einem Zugband ausgestattet verhindern sie außerdem, dass deine Lebensmittel durch die Tasche kullern. Die Stoffbeutel kannst du entweder selber nähen oder bei Tante Olga kaufen.

Du kannst aber auch kreativ werden und zum Beispiel einen alten, sauberen Schuhbeutel verwenden. Schau einfach mal, was bei dir Zuhause noch herumliegt. Außer Trockenfrüchten und Gewürzen kannst du mit den Stoffbeuteln alles transportieren.

Im Laden kannst du nun alles was du brauchst selber abfüllen und in deine Behälter packen. Falls du Behälter oder Stoffbeutel von Zuhause mitgebracht hast, musst du diese vor dem Befüllen einmal abwiegen und das Leergewicht auf einen kleinen Zettel oder den Behälter schreiben. Wenn du Behälter von Tante Olga verwendest, ist das nicht notwendig. Anschließend kannst du loslegen und deine Behälter nach Lust und Laune befüllen. Bei Fragen helfen Olga und Dinah dir selbstverständlich weiter. Wenn du alles hast, bringst du deine Produkte einfach zur Kasse, wo sie abgewogen werden. Zahlen kannst du bar und ab zehn Euro auch per EC-Karte. Und fertig ist der verpackungsfreie Einkauf!

Tipp: Eierkartons und Gläser mit Schraubverschluss können bei Tante Olga übrigens auch gespendet werden. Eine tolle Verwendung für all die ungenutzten Gläser, die Zuhause rumstehen, wie wir finden.

Wie unterscheidet sich Tante Olga preislich von anderen Supermärkten?

Die Produkte bei Tante Olga sind etwas teurer als im herkömmlichen Supermarkt. So kosten je 100 g Vollkornnudeln 0,50 €, Dinkelnudeln 1,30 € und rote Linsen 0,79 €; 100 g Schokolade kosten 2,19 €. Dies lässt sich allerdings ganz einfach dadurch erklären, dass es sich bei allen Lebensmitteln um Bioware handelt. Vergleichst du die Preise mit denen in einem Bioladen, wirst du merken, dass es bei Tante Olga nicht wirklich teurer ist.

Zusätzlich bekommst du hier eben die Möglichkeit, deine Produkte ohne unnötige Verpackung zu kaufen und somit etwas für dich und deine Umwelt zu tun. Das ist in der Form in anderen Supermärkten noch nicht möglich.

Was mich überrascht hat waren die Preise für Glasflaschen und Behälter. Ich schaue öfter mal nach Gläsern, in denen ich meine Lebensmittel aufbewahren kann und bei Tante Olga fand ich sie relativ günstig. Zumindest waren sie nicht teurer als in anderen Läden. Letztendlich ist es deine Entscheidung, aber wenn du dich für das Thema Müllreduzierung interessierst, solltest du definitiv einmal bei Tante Olga vorbeischauen.

Tipps von Tante Olga für den Zero Waste-Einstieg

Zum Schluss habe ich Olga noch nach Tipps für den Zero Waste Einstieg gefragt. Denn wie soll man ein Thema angehen, das so riesig ist? Den Begriff Zero Waste hat Olga dann auch erst einmal relativiert. „Eigentlich ist der Begriff falsch gewählt. Denn heutzutage ist es kaum möglich, null Müll zu produzieren. Das schaffen auch wir nicht zu hundert Prozent.“ Statt auf das große, böse Endziel hinzuarbeiten, das niemals erreicht werden kann, solle man eher daran arbeiten, seinen Müll Stück für Stück zu reduzieren. Ein erster Schritt kann sein, Einwegprodukte durch Mehrwegprodukte zu ersetzen.

Typische Einwegprodukte im Alltag, die sich leicht ersetzen lassen, sind zum Beispiel die gute alte Küchenrolle, Alu- und Frischhaltefolie. „Um etwas aufzuwischen, kann man statt Küchenrolle genauso gut einen Stofflappen benutzen. Und Alufolie oder Frischhaltefolie braucht man auch nicht wirklich. Die Reste vom Mittagessen lassen sich auch in Dosen aufbewahren, oder noch einfacher: In einer Schüssel mit einem Teller oben drauf. Es muss gar nicht immer so kompliziert sein!“ Das finden wir auch – und üben uns ab sofort in der Einfachheit.

Hier findet ihr Tante Olga:

Tante Olga
Berrenratherstraße 406
Öffnungszeiten: Di – Fr 11:00 – 19:00 Uhr, Sa 10:00 – 15:00 Uhr, So – Mo geschlossen

Shirani Wirges
Expertin: Shirani Wirges
Shirani hat Romanistik, Linguistik und Phonetik an der Universität zu Köln studiert. Nach ihrem Studium absolvierte sie in Indien eine 200 Stunden Yoga Ausbildung...