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Achtsamkeit macht Schule: Wie Achtsamkeitstraining schon Kindern bei Stress und Leistungsdruck helfen kann

Meditieren oder Yoga schon in der Schule? Früh übt sich, wer gelassen mit steigenden Anforderungen von Leistungsdruck und sozialen Konflikten umgehen will.
von Annette Coumont
Achtsamkeit in der Schule© Dejan Ristovski - Fotolia.com

Es passiert zur Zeit viel am aufsteigenden Horizont der sich rasant entwickelnden Yoga- und Achtsamkeitsszene. Doch wie sieht Achtsamkeit in unserer gelebten Wirklichkeit aus? Und wie wirkt sie sich konkret auf die Gesundheit von Kindern aus? Verkürzung der Schulzeit, zunehmender Leistungsdruck und mediale Reizüberflutung sind die häufigsten Ursachen für Stress in der Schule. Jedes fünfte Kind in Deutschland leidet bereits unter einer psychischen Stresserkrankung wie Erschöpfung, Kopfschmerz, Depression oder Angst.

Um frühen Entwicklungsstörungen durch zu viel Druck vorzubeugen, setzen sich immer mehr Pädagogen dafür ein, Achtsamkeit bereits früh in den Schulalltag zu integrieren. Wie das aussieht und wie Achtsamkeit auf Kinder wirkt, berichte ich hier in meinem Blog OMlinemagazin für evidero.

David Lynch Foundation setzt “Quiet Time” erfolgreich an Schulen ein

Jüngst eindrucksvoll belegt ist der Effekt von Meditationstraining an Middle Schools in der Bay Area von San Francisco, USA, die massive Probleme mit Aggression und Gewaltbereitschaft ihrer Schüler haben. Die David Lynch Foundation hat das Meditationsprogramm “Quiet Time” für Lehrer und Schüler entwickelt und erfolgreich über einen zweijährigen Zeitraum eingesetzt.

Laut eigenen Angaben der Organisation haben sich besonders die Fehlzeiten und die Gewaltbereitschaft sowie ADHS– und Lernstörungssymptome deutlich verringert. Weiterhin haben typisch psychische Belastungen wie Stress, Angst und Depression sowie Burnouterkrankungen bei Lehrern stark abgenommen. Kreativität, Zufriedenheit sowie Selbstvertrauen der Schüler sind dagegen deutlich gestiegen.

Deutsche Schulen haben mit Achtsamkeitstraining gute Ergebnisse erzielt

Auch in Deutschland gibt es schon viele Beispiele, wie Lehrer und Pädagogen Meditation und Achtsamkeit im Schulalltag einsetzen. Eines davon ist das Achtsamkeitsprojekt an der Frankfurter Elisabethenschule, bei dem die Pädagogin und Achtsamkeitstrainerin Vera Kaltwasser ihr Training in einer 5. Klasse erfolgreich angewendet hat.

Die Klasse war Teil einer Vergleichsstudie der Maximilian Universität München, deren Ergebnisse ebenfalls eindrucksvoll belegen, wie Achtsamkeit im Schulalltag die Aufmerksamkeit, Konzentration und Fähigkeit zur emotionalen Selbstregulation der Schüler verbessern kann.

Quelle: www.youtube.de

Achtsamkeit und Meditation in der Schule ist für Kinder und Lehrer sinnvoll

Wie auch bei uns Erwachsenen führt Achtsamkeitsstraining in Form von MBSR, Yoga oder Meditation zu mehr Konzentration, Aufmerksamkeit und besserem Wohlbefinden. Zahlreiche Studien zum Thema Achtsamkeit belegen diese Wirkung. Mithilfe eines schulisch integrierten Achtsamkeitstrainings können auch Kinder davon profitieren, um besser mit Stress, Prüfungen und schwierigen sozialen Kontakten umzugehen.

Folgen von Schul-Stress bei Kindern und Jugendlichen

  • Häufige Bauchschmerzen
  • Chronische Kopfschmerzattacken
  • Depression und Teilnahmslosigkeit
  • Aggression
  • Konzentrationsstörungen
  • allgemeine psychosomatische Beschwerden

Außerdem können Lehrer ihre Achtsamkeit besser schulen und somit auch pädagogisch von den ursprünglich buddhistischen Weisheiten profitieren. Mit mehr Gelassenheit durch Achtsamkeit könnten sie die Qualität ihres schulischen Unterrichts verbessern und die Herausforderungen des Schulalltags ebenfalls besser meistern.

Mit Achtsamkeit besser vorbereitet auf Prüfungen, Konkurrenzdruck und Zukunftsängste

Die Schullaufbahn eines jeden Kindes fängt mit der Einschulung an, bei der sich die Kinder zunächst eingewöhnen und an die straffe Organisation des Stundenplans und den Hausaufgabenrhythmus anpassen müssen. Gleich nach der ersten Anpassungsphase folgen erste soziale Herausforderungen mit Lehrern und unterschiedlich sozialisierten Schülern.

Der eigentliche Stress beginnt danach meist mit den ersten wichtigen Prüfungen, wenn Konkurrenz- und Leistungsdruck zunehmen und Versagens- und Zukunftsängste auftreten. Dann beginnt oft ein Teufelskreis aus Druck und Überbelastung durch vielfältige Ansprüche der Schule, des Elternhauses und des sozialen Umfelds. Umso wichtiger ist es, das Konzept der Achtsamkeit frühzeitig in den Schulalltag zu integrieren. Es kann den Schülern als Werkzeug dienen, die Herausforderung gelassener zu meistern.

Achtsamkeitstraining und Meditation schulen die Konzentrationsfähigkeit

Im Achtsamkeitstraining lernt man, genauer wahrzunehmen und eine bestimmte Sache mit allen Sinnen über längere Zeit hinweg ganz genau zu fokussieren. Dadurch entsteht eine höhere Aufmerksamkeit und eine bessere Konzentrationsfähigkeit. Die Kinder merken selber schneller, wenn sie mit den Gedanken abschweifen, können sich korrigieren und wieder besser dem Unterricht folgen. Dies ist insbesonders für Kinder mit Konzentrationsschwäche wertvoll, denn wer sich nicht richtig konzentrieren kann, hat allein deshalb schulische Nachteile.

Achtsame Kinder können ihre Gefühle und Gedanken besser steuern

Kinder, die eine achtsame innere Haltung erworben haben, können besser ihre eigenen Gefühle regulieren. Die Selbstregulation von Emotionen greift immer dann, wenn die Kinder merken, dass sie wieder automatisch auf ihre Gefühle reagieren, wie zum Beispiel mit Panik bei starken Prüfungsängsten. Denn Angst vor Klassenarbeiten, Unsicherheit oder soziale Auseinandersetzungen mit Mitschülern hemmen das eigentliche Potenzial solcher Kinder.

Die Nachteile von Kindern, die ihren Gefühlen unkontrolliert ausgesetzt sind, äußern sich oft durch soziale Isolation und schlechtere Noten.

Achtsamkeitstraining dagegen schärft die Wahrnehmung von Gefühlen in spezifischen Situationen. Nach mehrmals erfolgreich wiederholtem Training der Methode, verlieren die Kinder den Schrecken bei angsteinflößenden Situationen. Sie können die äußeren Umstände dann besser reflektieren und merken, dass sie ihren Gefühlen und Gedanken nicht ausgeliefert sind. Die Schüler lernen, dass sie Kontrolle über ihre Gefühle und Gedanken haben und entwickeln neue kreative Handlungsperspektiven.

Bist du schon OMline?omlinemgazin-orange

In unserem Blog “OMlinemagazin” stellt evidero Autorin Annette Coumont Themen und Trends rund um Achtsamkeit, Yoga und ein bewusstes Leben vor. Wir zeigen euch, wie Achtsamkeit im Alltag, in der Familie, im Job, bei der Ernährung, in der Therapie oder beim Konsum konkret aussehen kann.

Achtsamer Umgang in der Klassengemeinschaft verhindert Mobbing und fördert gegenseitigen Respekt

Wer achtsam ist, der hat eine größtmögliche Offenheit in seiner Wahrnehmung. Alle Sinneswahrnehmungen sollen dabei frei von Bewertungen sein. Das heißt, wer achtsam ist, kann andere sehen, ihnen zuhören und seine eigenen Gefühle wahrnehmen, ohne direkt Grenzen durch Bewertung und Verurteilung zu ziehen.

Die Haltung der freundlichen Gelassenheit gegenüber allen Mitschülern und Lehrern fördert das gegenseitige Mitaneinander und den Respekt in einer Klassengemeinschaft. Wenn Kinder diese Haltung bereits früh in ihrem Leben lernen, entwickeln sie gegenseitigen Respekt und Mitgefühl.

Beleidigungen, Hänseln, Auslachen oder gar Mobbing kann mit einer stetigen Achtsamkeitspraxis erfolgreich gegengewirkt werden.

Achtsamkeit verbessert die Verständigung zwischen kulturellen Unterschieden

Achtsamkeit schafft auch eine Haltung von gegenseitigem Respekt und Toleranz. Als achtsamer und gelassener Mensch können Lehrer und Kinder andere besser so annehmen, wie sie sind und sie wertfrei betrachten. Diese Qualität kann vor allem bei der Akzeptanz und offenen Eingliederung von Migrationskindern mit verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen helfen. Eine achtsame Haltung lässt Neugier und Interesse Vorfahrt vor Vorurteilen und Ressentiments. Achtsame Lehrer können so ihren Schülern vorleben, dass alle Menschen gleichwertig sind und die Unterschiede unserer respektvollen Aufmerksamkeit anstelle von Ablehnung verdienen.

Weiterführende Links und Quellen:

http://www.vera-kaltwasser.de/downloads/aischustudienergebnisse_aischu_final-2.pdf

David Lynch Foundation zum “Quiet Time” Programm:

https://www.davidlynchfoundation.org/schools.html

Autorin: Annette Coumont
Annette Coumont bietet Content Marketing für Themen rund um Nachhaltigkeit und bewusstes Leben. Sie ist Mit-Gründerin von evidero Ansprechpartnerin für Partner und Experten, die über redaktionelle Formate im Netz sichtbar werden wollen.