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Haustausch statt Ferienwohnung: Mein Dach gegen dein Dach – Ferien via Haustausch

Eine neue Urlaubs-Alternative: Haustausch. Wir erklären, wie das funktioniert.
von Annette Bonse
HaustauschFoto: Armin Weigel (c) dpa - Bildarchiv

Ferienwohnungen, Zelte und Hotels haben Konkurrenz bekommen: Haustausch-Ferien werden immer beliebter. Man muss sich nur trauen.

Während Kate Winslet den Pool von Cameron Diaz kalifornischer Villa testet, stimmt sich die, eingepackt in Wolldecken, in Winslets schneebedecktem englischen Cottage auf Weihnachten ein. Und ganz zufällig steht gleich am ersten Abend der jeweilige Traummann vor der jeweiligen Tür. Das ist Häusertausch à la Hollywood in dem Schmachtfetzen „Liebe braucht keine Ferien“.In der Realität ist die 100-prozentige Traummann-Trefferquote nicht zwingend inklusive  und trotzdem machen immer mehr Menschen ihren Urlaub zur Tauschaffäre. Zum Beispiel Nina Pohl: Die Mutter von drei Kindern organisiert ihre Urlaube schon seit über zehn Jahren fast ausschließlich über die Tauschbörse Homelink. Erst letzte Woche ist die Familie von ihrem 12. Tausch aus dem Seebad Knokke in Belgien zurückgekommen. „Das echte Leben in einem Land unter den Einheimischen zu erleben und nicht abgeschottet in Touristengebieten macht diese Urlaubsform für uns perfekt. Auch könnten wir ohne Haustausch mit unserer fünfköpfigen Familie nicht so viele Reisen und Fernreisen unternehmen.“

Die Ursprungs-Idee kommt aus den USA

Die Idee hinter dem organisierten Haustausch ist simpel: Ich mache Urlaub bei dir und du bei mir. Homelink ist eines der ältesten „Home-Swapping-Networks“ und kommt aus den USA. Gegründet wurde es von dem Highschool-Lehrer David Ostroff, der schon in den 50er Jahren Haustausche mit Kollegen organisierte. Während Ostroff die Listen der Teilnehmer damals noch mit der Schreibmaschine runtertippte und per Post verschickte, ist das Ganze heute sehr viel unkomplizierter: Nach der Anmeldung bei einem der Online-Anbieter (siehe Liste unten) muss meist noch eine Jahresgebühr zwischen 50 und 100 Euro gezahlt werden. Die größte Herausforderung bedeutet es dann, die eigene Bleibe möglichst attraktiv zu präsentieren, damit sich auch interessierte Tauschpartner finden. Wer am Stadtrand von Gießen wohnt, muss da natürlich etwas mehr Einsatz an den Tag legen, als der Bewohner eines Loft in Berlin Mitte.

Tipps für interessierte Tausch-Willige

Nina Pohl schreibt ein Blog über die Erfahrungen, die sie in 13 Jahren Haustausch gesammelt hat. Die wichtigste Regel beim Häusertausch? „Informieren Sie Ihre Gäste über die Schlafplätze Ihrer Haustiere!“ empfiehlt sie. Tauschpartnern von ihr ist es passiert, dass die Katze der Gastfamilie ihren Lieblingsplatz unter dem Familienauto in der Garage hatte. Leider hatten die Gastgeber vergessen, sie darüber zu unterrichten … Ansonsten legt Pohl viel Wert darauf, dass sich die Besucher bei ihr ganz wie zu Hause fühlen. Deswegen sorgt sie dafür, dass ihre Tauschpartner bei der Ankunft einen vollen Kühlschrank vorfinden, dass die Betten frisch bezogen und einzelne Schrankfächer freigeräumt sind. Und sie bereitet ein Willkommens-Menü vor, damit die Reisenden nach der Ankunft nicht gleich selber kochen müssen. Da kommt zur eigenen Reisevorbereitung einiges an Extra-Vorbereitungen hinzu – aber dafür findet ihre Familie bei der Ankunft im Tauschhaus meist ein ähnliches Willkommens-Paket vor. Aber derlei ist Kür, nicht Pflicht.

Und das Restrisiko?

Doch die Haustausch-Idee stößt nicht überall auf Begeisterung. „Nie im Leben würde ich das tun“, erklärt die Userin eines Internetforums. „Ich habe kostbare Wertgegenstände in meinem Haus. Und einem Fremden mein Auto überlassen? Ich riskiere doch nicht, alles zu verlieren, wofür ich mein ganzes Leben lang gearbeitet habe!“ Sicherlich  ein bisschen Vertrauen ist für diese Form des Urlaubs schon nötig. Wer ein ungutes Gefühl hat, sollte also lieber auf die Erfahrung verzichten, bevor er seinen Urlaub nicht genießen kann aus Angst, in ein leergeräumtes Haus zurückzukehren. Tatsächlich berichten jedoch die Betreiber der Plattform Haustauschferien beispielsweise, dass ihnen nach 16 Jahren und hunderttausenden von Tauschen noch nie von Diebstahl oder vorsätzlicher Sachbeschädigung berichtet wurde. Eine relativ gute Absicherung bietet schon allein die Tatsache, dass der Tausch auf Gegenseitigkeit beruht und beiden Tauschpartnern die Wohnung und Kontaktdaten des jeweils anderen bekannt sind. Auch Nina Pohl hatte bislang nur mit kleineren Problemen zu tun: „Als wir von einem Tausch nach Hause kamen, war unsere gesamte Papiertonne voll Restmüll. Dafür hatten unsere Tauschpartner leider vergessen, die Restmülltonne zur Leerung rauszustellen, was für uns als 5-Personen-Haushalt natürlich für die kommenden zwei Wochen sehr bitter war.“ Doch wegen solcher Kleinigkeiten auf die Haustauschferien zu verzichten, käme für Familie Pohl nicht in Frage. Stattdessen geht sie das Problem pragmatisch an: „Für den nächsten Tausch werde ich eine Foto-Story vorbereiten und die einzelnen Mülltonnen zusammen mit entsprechenden Beispielen fotografieren.“

Autorin: Annette Bonse
Annette Bonse hat ihre Kindheit und Jugend in Deutschlands Metropole der Wutbürger verbracht. Da von Stuttgarts revolutionärem Geist zu dieser Zeit noch nicht viel zu spüren war, verschlug es sie auf der Suche nach Alternativen zur schwäbischen Beschaulichkeit unter anderem nach Kansas, Montpellier und Guatemala...

Weitere Informationen:

www.casaversa.com
www.homelink.de
www.HomeExchange.com bzw. www.haustauschferien.com
www.intervac-homeexchange.com bzw. www.haustausch.de
www.homeforswap.com bzw. www.wohnungtausch.de
www.homeforhome.com
www.homeswapholidays.com
www.1sthomeexchange.com