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So tickt die Generation Y: Hört auf, uns verstehen zu wollen

Es nervt. Es nervt, als Generation auf plumpe Aussagen reduziert zu werden. Die Generation Y ist mehr als ein bloßes Versuchsobjekt.
von Amelie Falke
Junge Frau der Generation Y© Pixaby

Keine andere Generation wird so sehr analysiert wie die Generation Y. Auf Herz und Nieren wird sie geprüft und es werden Empfehlungen formuliert, wie man am besten mit ihr umzugehen habe. Als Angehörige der Generation Y sage ich: Hört auf damit. Ihr macht alles nur noch schlimmer.

Die Generation Y – oder auch das Mysterium, das gerade die Gesellschaft beschäftigt. Die Generation Y, Gen Y, Millenials, Digital Natives oder wie auch immer man sie nennen will, scheint sehr kompliziert zu sein. Sie will alles und dafür möglichst wenig tun. Zu ihr gehören nur Traumtänzer, sie sucht nach dem wahren Sinn des Lebens und mit Autoritätspersonen hat sie sowieso ihre Probleme.

Und was die Generation Y selbst von dem allen hält, weiß eigentlich niemand so genau. Ich auch nicht, aber ich kann sagen, dass ich als Angehörige der Generation Y ganz schön genervt von all dem bin. Ich bin genervt von der ständigen Generalisierung, von den schlauen Analysen der Menschen, die selbst überhaupt nicht zu der Gen Y gehören.

Googlen wir “Generation Y”, erscheinen auf der ersten Seite Definitionsversuche und Erläuterungen darüber, wie Unternehmen diese seltene Spezies zähmen können. Mal ganz ehrlich: Wir sind doch nicht irgendwelche Versuchsobjekte. Wir sind einfach nur eine weitere Generation nach den Veteranen, Baby Boomern und der Generation X. Zeiten ändern sich, ist es da so verwunderlich, dass sich die Menschen auch ändern und anpassen?

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In unserem Blog GENERATIONENFRAGE schreiben die Gen-Y-evideros über Themen, die sie und ihre Generation beschäftigen, ihren Alltag beeinflussen und zu ihrer Art des bewussten Lebens dazugehören.

Wer sind wir als Mindfull Millenials eigentlich?

Die Generation Y hat extrem hohe Ansprüche an ihren Arbeitgeber und ist trotzdem nicht loyal

Fangen wir mit dem Thema an, das am liebsten in Bezug auf die Generation Y analysiert wird: das Arbeitsleben.

Die Generation Y soll extrem hohe Ansprüche an ihren Arbeitgeber haben. Sie fordert Weiterbildungsmöglichkeiten, Entfaltung und Freiheit. Ihr ist es wichtig, sich mit ihrem Job zu identifizieren und hängt sich dann auch richtig rein. Das Arbeitsklima und flache Hierarchien sind ausschlaggebend bei der Jobwahl – nicht unbedingt das Gehalt. Gefällt es der Generation Y nicht mehr an einem Arbeitsplatz, wechselt sie einfach die Firma, die Stadt oder sogar das Land. Die älteren Angehörigen der Generation Y nehmen häufig auch Arbeit mit nach Hause, doch der Trend geht eher in Richtung klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit. Feierabend ist Feierabend.

Ja, wir haben hohe Ansprüche an unseren Arbeitgeber. Ja und? Ihr habt ja auch hohe Ansprüche an uns. Wir geben schließlich auch unser bestes für die Firma, wieso dürfen wir dann nicht auch ein gewisses Entgegenkommen erwarten? Viele von uns starten sehr früh ins Berufsleben. Wir haben dann eben noch nicht so viel Erfahrung (auch wenn das natürlich gefordert wird) und möchten von unserem Arbeitgeber so viel wie möglich lernen. Letztendlich ist das doch auch nur gut für euch!?

Bist auch du auf Sinnsuche? Birgit S. Schachner hilft dir hier, deine Berufung zu finden

Lasst die Generation Y die Chancen nutzen, die sie hat

Dass wir Weiterbildungsmöglichkeiten fordern, kommt auch nicht von ungefähr. Der Arbeitsmarkt wird härter. Beim ersten Job sollten wir am besten schon fünf Jahre Berufserfahrung haben, ein Jahr im Ausland gewesen und am besten noch Doktorand sein. Natürlich übertreibe ich an dieser Stelle, aber der Punkt ist doch, dass wir auch etwas erreichen und demnach so viel wie möglich mitnehmen wollen. Und wenn wir nun mal die Möglichkeit haben, dann sollten wir sie doch auch ergreifen.

Ich werfe jetzt mal mutig in den Raum, dass das die Generationen vor uns das auch getan hätten, wenn sie die Möglichkeit dazu gehabt hätten. Man sollte uns nicht verurteilen, nur weil wir wirklich alle Chancen nutzen wollen, die uns zur Verfügung stehen.

Das bringt uns auch direkt zum nächsten Punkt. Die Generation Y ist nicht mehr so loyal ihren Arbeitgebern gegenüber. Zwei Jahre bei einer Firma arbeiten und dann schon wieder den Job wechseln? Ziemlicher Normalfall für die Gen Y.

Natürlich scheint das nicht gerade vorbildlich, aber überlegen wir doch einmal. Die Generation Y startet früh ins Berufsleben. Manche fangen mit 22 ihren ersten Job an oder sogar noch früher. Wieso sollten wir uns da direkt festlegen?

Die Globalisierung, offene Grenzen und internationale Programme geben uns so viele Möglichkeiten, und wenn wir etwas besseres finden als unsere jetzige Stelle, dann nehmen wir diese wahr. Ja, vielleicht sind wir egoistisch, aber letztendlich ist es unser Leben und wir haben aufgehört, für unseren Beruf zu leben. Manche Dinge im Leben sind einfach wichtiger.

Verdummt die Generation Y durch Technologien und die Medien?

Es gibt Aussagen und Studien, dass die Generation Y verdummt. Besonders durch den so hohen Medienkonsum und die ausgiebige Nutzung der Technologien. Der deutsche Psychiater und Psychologe Manfred Spitzer spricht an dieser Stelle von der Digitalen Demenz.

Er glaubt, dass junge Menschen so viele Dinge verlernen, da Maschinen sie für sie übernehmen. Junge Menschen können nicht mehr recherchieren, rechnen oder Karten lesen. Seiner Meinung nach lernen wir eigentlich gar nichts mehr. Besser gesagt: Wir denken nicht mehr richtig.

Entschuldigung, aber das macht mich einfach sauer. Eventuell sollte man an dieser Stelle bedenken, dass die ganzen letzten Jahre neue Technologien zu unserem Alltag hinzugekommen sind. Das nennt man den Lauf der Zeit! Wollen wir etwa für immer in der Steinzeit leben?

Natürlich muss man den Medien und Technologien kritisch gegenüber stehen – ich sehe auch nicht alles durch die rosarote Brille, doch zu behaupten, dass wir durch die Nutzung der Medien verdummen, ist unverhältnismäßig.

Ja, es kann sein, dass wir Dinge verlernen, dass wir nicht mehr auf Anhieb 42*15 im Kopf rechnen können, aber es sollte doch jeder selbst entscheiden können, ob er diese Fähigkeit für so wichtig empfindet, dass er sie beibehalten möchte. Ich zum Beispiel war zwar gut in Mathe, aber hatte nie eine Stärke fürs Kopfrechnen. Taschenrechner haben Arbeiten leichter und vor allem produktiver gemacht. Und das sollte doch eigentlich das Ziel sein: Arbeitsabläufe optimieren.

Ach und mal ganz nebenbei: Weiß Herr Spitzer eigentlich, wie viel PINs und Passwörter man sich heutzutage merken muss?

Die Generation Y lebt nicht nur für die Arbeitswelt

Das hier ist alles meine persönliche Meinung. Ich kann nicht für alle Angehörige der Generation Y sprechen, weil wir eben nicht alle gleich sind! Generalisierungen finde ich immer schwierig, auch wenn ich nicht abstreiten kann, dass es Faktoren in dieser Zeit gibt, die unsere Generation garantiert beeinflussen und im großen und ganzen zu ähnlichen Ansichten führen.

An dieser Stelle möchte ich aber noch einmal an alle appellieren, die Probleme analysieren, die die Generation Y der Gesellschaft und der Arbeitswelt bescheren. Ja, vielleicht haben wir andere Forderungen und Ansichten, aber dachtet ihr, es wird für immer alles so bleiben wie es ist? Da muss ich euch leider enttäuschen und wenn ihr das nicht akzeptieren und schlechte Recruiting-Vorgänge auf uns schieben wollt, muss ich euch leider überhebliche Bequemlichkeit vorwerfen.

Ach und ganz nebenbei: Keine Sorge, wir haben auch unsere Probleme. Das soll kein Schrei nach Mitleid sein, sondern einfach eine Erinnerung daran, dass ihr nicht die einzigen seid, die mit den Problemen auf dieser Welt klar kommen müsst. Lasst uns einfach alle nett und verständnisvoll sein und alles wird gut. So schwierig sind wir wirklich nicht.

Autorin: Amelie Falke
Amelie Falke studiert Journalismus und Unternehmenskommunikation an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln...