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Ungesund: Bubble-Tea: Auf der Jagd nach dem gesunden Bubble Tea

Angeblich ist Bubble Tea fair und bio. In jedem Fall ist er äußerst beliebt, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Aber hält er auch, was er verspricht?
von Janine Otto
Bubbletea ist ungesund© pageseventeen - Fotolia.com

Bubble Teas sind in aller Munde. Manche Verkäufer preisen ihn als fair und bio an – doch kann ein vollchemische Getränk die Versprechen auch wirklich halten?

Egal wohin man beim Schaufensterbummel schaut, überall lächeln sie einen in einer Plastik-Manga-Verpackung an: Mal sind sie weiß mit schwarzen Kugeln, giftgrün mit gelben Perlen oder in anderen neon-färbenden Schattierungen. Die Rede ist von Bubble Tea, oder zu deutsch: Kugel-Tee. An jeder Straßenecke einer Großstadt scheint ein neuer Laden in die Höhe zu schießen, der das vermeintliche Trend-Getränk des Sommers anbietet. Verständlich also, dass auch der Altmeister des Kunst-Foods, McDonalds, ihn seit Neuestem in seinem Sortiment hat. Er wird viel verkauft – oft auch an Kinder.

Obwohl alle Ernährungsberater davon abraten, Kindern unter zwölf Jahren Koffein zu trinken zu geben, hat eine Studie gezeigt, dass 75 Prozent aller Kinder unter sechs Jahren täglich den Unruhe-bringenden Stoff konsumieren. Je mehr sie trinken, desto weniger schlafen sie in der Nacht – und je weniger sie schlafen, desto unaufmerksamer sind sie am Tag. Die Koffein-Quelle ist in den meisten Fällen Cola, Eistee und seit Neuestem eben Bubble Tea. Viele Eltern scheinen vergessen zu haben: Egal ob Grün-, Schwarz-, Weiß- oder Mate-Tee, egal ob mit oder ohne Klümpchen drin, Tee besitzt genau so viel Koffein wie Kaffee und doppelt so viel wie eine handelsübliche Cola.

Bubble Teas – Natur pur?

Bubble Tea-Variationen © Daniel Reiter
In den USA liegen Bubble Teas voll im Trend und finden auch in Deutschland immer mehr Anhänger.

Ein entlegener Urwald mit einem Wasserfall. Vögel gleiten durch die Luft, während ein Teebauer durch sein pittoresk „gephotoshoptes“ Feld streift. „Wir sind Teemacher, denen die Teekultur am Herzen liegt. Eine Teekultur, die Spaß macht und schmeckt“, säuselt die Botschaft von fairerbotschafter.de dem Internetnutzer eintgegen. Am rechten Rand, unterhalb eines Fairtrade-Siegels, dem „Soil Association Organic Standard“ und des deutschen Biosiegels wird noch einmal daruaf hingewiesen: „Der Handel mit Bioprodukten ist Bio-zertifiziert. DE-Öko-037.“ Bei fairerbotschafter.de ist man nicht in einem Online-Shop für Bio-Getränke gelandet – die Seite ist ein Anbieter für Bubble Tea-Zubehör. Als Basis dient ein künstlicher Pulvertee auf Schwarz- oder Grüntee-Basis (mit oder ohne Milchpulver), ein künstlicher Sirup gibt dem Getränk den Geschmack und selbstverständlich werden auch die quietschbunten „Bobas“ hier verkauft, durch die der Tee seinen Namen hat.

Diese Bobas, erbsengroße Bubbles, gibt es in drei unterschiedlichen Varianten:

  • mit Aroma gefüllte Sphären
  • gummibärchenartige Stücke, auch „Jellys“ genannt
  • und die die nach Nichts schmecken, Kaugummi-ähnlichen Tapioka-Perlen.

Allesamt sind sie vollkünstliche Erzeugnisse der Lebensmittel-Industrie. Mit fair, gar bio, haben diese Produkte wirklich nichts zu tun. „Teagree setzt sich daher für eine nachhaltige Landwirtschaft und für einen gerechten, fairen Handel ein“, kann wohl nur als ein sehr schräger Witz von fairerbotschafter.de gemeint sein – oder als eine misslungene Werbung. Man kann diesen Internetauftritt auch für einen Versuch von Greenwashing bezeichnen.

Von wegen „100 Prozent natürlich“

Doch nicht nur bei Kindern und in den Medien ist Bubble Tea in aller Munde – immer mehr Labore beschäftigen sich mit den meist aus Asien stammenden Grundzutaten. „Ob Apfel, Mango oder Erdbeere – mit Bildern von frischen Früchten lockt zum Beispiel die Kette „Boobuk“ auf einem Flyer, sie preist das Getränk als „100 Prozent natürlich“ an“, lautet das Fazit der Stiftung Warentest. „… das Fruchtige im Bubble Tea kommt kaum aus der Frucht. Unsere Aroma-Analyse zeigt deutlich: Frucht-Aromen sind nur in sehr geringen Mengen nachweisbar. Hauptsächlich bestehen die Mixgetränke aus einem synthetischen Fantasie-Aroma.“ Eine Analyse des WDR fand eine weitere Gefahr in den neuen Lifestyle-Tees: Azo-Farbstoffe, eine chemische Substanz, die seit 2011 EU-weit

Grafik mit Angabe, wieviel Zucker in welchem Lebensalter gegessen werden darfGrafik: Doris Mertens © evidero
Alter und Geschlecht bestimmen die Höchstmenge an Zucker.

mit dem Hinweis: „kann bei Kinder zur Konzentrationsschwäche führen“, deklariert werden muss – in Bubble Tea-Läden fehlen diese jedoch konsequent. Wie kann das sein? „Bubble Tea gilt als lose Ware, deshalb ist die Deklarationspflicht vermindert“, klärt Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein Westfalen in einem Interview mit „Focus“ auf. „Es ist nicht auszuschließen, dass Becher oder Sirupflaschen aus Asien Phthalate (Anmerkung der Redaktion: krebserregende Weichmacher) enthalten.“

Neben künstlichen Aromen und möglicherweise diesen Weichmachern ist auf jeden Fall noch etwas anderes in der Kügelchen-Mixtur vorhanden: Zucker. Und zwar viel zu viel. Je nach Sorte sind nur in einem Becher zwischen 16 und 30 Zucker-Würfel enthalten. Kinder zwischen sieben und neun Jahren sollten maximal 15 Stücke Zucker zu sich nehmen. Erst vor zwei Monaten hat die Techniker Krankenkasse Alarm geschlagen. Steffi Schote, Präventions-Beraterin der Kasse in Sachsen: „Dem Verbraucher sollte klar sein, dass er eine Süßigkeit zu sich nimmt, die den Durst nicht löscht. Es handelt sich um flüssige Dickmacher.“

Lebensgefahr für Kleinkinder

Gleichzeitig Saugen, Kauen und Schlucken will gelernt sein. Kinder können das erst mit vier Jahre. „Geraten die Kügelchen über die Luftröhre in die Lunge, können sie zu einer Lungenentzündung oder sogar zu einem Lungenkollaps führen“,  bestätigt Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Doch diesen Hinweis sucht man vergebens in den Bubble Tea-Shops – bis auf einen Fall: McDonalds. Auf den Strohhalm-Verpackungen, den Trinkbechern sowie auf weiteren Produktinformationen wurden Warnhinweise angebracht, dass er für Kleinkinder eine Gefahr darstellen kann.

McDonald’s bubbelt mit

Werbung McCafé FilialeFoto: Jens Kalaene © dpa/lbn
Am 11. Juni 1012 hat McDonalds Bubble Teas in seinen McCafé-Filialen eingeführt.

Seit wenigen Wochen ist der amerikanische Fastfood-Gigant auf den Bubble Tea-Trendzug aufgesprungen und verkauft in seinen McCafés das bunte Erfrischungsgetränk. Anders als bei den kleinen Geschäften oder Ketten, deren Zutaten meist aus Fernost importiert werden und die Verkäufer meist die Zutaten nicht einmal lesen können, stammen alle Zutaten aus Deutschland und England. „Bei der Herstellung unserer Bubble Tea-Zutaten werden ausschließlich natürliche Farbstoffe oder färbende Lebensmittel verwendet. Wir verzichten absichtlich auf künstliche Farbstoffe“, so Thomas Berger von McDonalds zu evidero. In den McDonald’s Tee „kommen unter anderem Fruchtsäfte und natürliche Aromen und ausschließlich pflanzliche Geliermittel zum Einsatz.“ Im Vergleich zu den Bubble Tea-Konkurenten bietet McDonalds ebenfalls einen dreiseitigen Infoflyer an, und verschweigt dabei auch nicht die negativen Fakten – ob diese Nachrichten die Kundschaft jedoch auch an der Theke erreichen, ist zu eher zu bezweifeln.

Bubble Teas sind genauso gesund wie Cola oder eine andere zuckerhaltige Brause. Um sicher zu gehen, dass keine chemischen Zusatzstoffen in dem Drink enthalten sind, sollten sie vor dem Einkauf den Verkäufer fragen, woher die Zutaten stammen und ob künstliche Farben oder Geschmacksstoffe in dem Tee enthalten sind. Wer keine zufriedenstellende Antwort erhält, kann seinen Bubble Tea ohne Probleme auch Zuhause selber herstellen. Der Große Vorteil ist dabei, dass man es in der Hand hat, was in so einem Bubble Tea enthalten ist. Von „Starterpaketen“ raten wir jedoch ab, da sie meist aus Fernost stammen und sowohl Zutaten als auch Zubereitung für mancheinen in Dunkeln bleiben.

Daher erscheint morgen der evidero-Bubble Tea-Baukasten, mit dem Sie ihren eigenen, gesunden und Kalorien-armen Bubble Tea selber kochen können.

Autorin: Janine Otto
Studium: Biologie, Mathematik und Physik. Nach 5 Jahren als Lehrerin und Ausbilderin am Berufskolleg begann sie ihr Volontariat als Technische Redakteurin. Seit 2007 ist Janine Otto Redakteurin und freie Autorin - hauptsächlich für Technik und Naturwissenschaft. Ihre größte Leidenschaft ist das Kochen.