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Sich die eigenen Wünsche erfüllen: Selbst ist das Glück!

Jeder hat Wünsche und Träume, die er noch nicht erfüllt hat. Woran das möglicherweise liegen kann, hinterfragt evidero-Bloggerin Stefanie Heinrich.
von Stefanie Heinrich
Wünsche auf einer Wunsch-WandFoto: Rolf Vennenbernd © dpa

Stefanie Heinrich alias Miss Peppermint betreibt erfolgreich ihren eigenen Blog. Die 26 jährige, die durch einen Focus-Artikel bekannt wurde, schreibt auf evidero  zum Thema Glück.

Teil 1: Das Glück liegt nicht in der Zukunft, sondern im Hier und Jetzt

Wenn ich einmal groß bin… Aus allen Ecken hört man es. Mehr Geld sparen. Schönere Wohnung. Regelmäßig ins Fitnessstudio. Nur noch Bio-Produkte essen und Fleisch gar nicht mehr. Einen besseren Job und einen Partner, der besser zu mir passt…

Wann? Später — aber bestimmt nicht jetzt!

Ständig verschieben wir unsere Wünsche und Bedürfnisse auf später. Früher hörten wir uns noch selbst sagen „Wenn ich groß bin,…“. Klingt gut. Da gibt es nur einen kleinen Haken: Wir sind schon groß!

„Wenn ich erst einmal abgenommen habe, kann ich auch endlich das tolle Kleid kaufen, das ich schon so lange haben will. Dann gehe ich wieder aus und treffe meinen Traummann.“ Sechs Kilo abnehmen geht aber nicht innerhalb von zwei Wochen. Und so nimmt man dem Traummann wieder die Chance, einen kennen zu lernen. Und Jahre später sitzt man alleine und unglücklich in der unschönen Wohnung mit dem miesen Job am Hals und ohne Mann. Und denkt sich „… hätte ich mal!“

Wir haben das Glück selbst in der Hand

Dabei liegt es in unserer Hand. Wir können selbst entscheiden, wie wir leben wollen und was wir in unserem Leben erreichen möchten. Dazu müssen wir uns nur klar machen, was genau das ist. Das eigene Café kann der persönliche Schlüssel zum Glück sein. Wenn der Schritt in die Selbstständigkeit nicht eigentlich entschuldigt, dass man keine Lust hat, sich im aktuellen Job einzubringen.

Zu erst einmal sollte man sich gut überlegen, ob die Erfüllung der Wünsche das eigene Leben tatsächlich so verändern würde, dass man danach glücklich ist. Vielleicht hat man manchen Wunsch auch einfach nie verwirklicht, weil die momentane Situation beim zweiten Blick gar nicht so schlimm ist.

Eine Liste kann da helfen. In eine Spalte kommt der Wunsch mit all seinen Vorzügen. In die andere Spalte kommt das, was man dafür tun muss, zum Beispiel  die Leckereien im Supermarkt weg lassen, weniger shoppen, um Geld für die neue Wohnung zurück zu legen, den inneren Schweinehund überwinden und sich endlich im Fitnessstudio anmelden, oder Bewerbungen schreiben…

Trotzdem bereit? Dann los! Um heraus zu finden, was uns glücklich macht, können wir nur den Schritt wagen und es endlich machen!

Man muss ja nicht gleich die Hardcore-Variante wählen, die Wohnung kündigen, den Job schmeißen und Kind und Kegel nehmen und ab aufs Land ziehen. Vielleicht reicht auch erst mal der Urlaub auf dem Land. Und wenn man dann merkt, es ist doch nicht das Wahre, kann man wieder zurück.

Muss man wirklich das Leben ändern, oder nur die Einstellung?

Aber bevor man so rabiat das eigene Leben ändert, sollte man noch ein letztes Mal genau hinschauen. Denn wie wir wissen: selbst ist das Glück.

Klar, der Job verlangt uns einiges ab. Aber ist die Stelle nicht genau die, um die wir uns so lange bemüht haben?

Sicher, der Partner nervt manches Mal. Aber ist es anders herum nicht genau so? Wie viele gemeinsame Höhen und Tiefen hat man schon gemeinsam hinter sich gebracht? Vielleicht ist diese Tiefe einfach eine erneute Hürde der Beziehung, die leicht genommen werden kann.

Muss die Wohnung denn unbedingt einer neuen weichen? Vielleicht sorgt eine Renovierung für ein neues Wohlfühlgefühl.

Vielleicht hilft es auch schon, sich etwas in Optimismus zu üben. Ich sage nur: selbsterfüllende Prophezeiung.

Teil 2: Bin ich glücklich? Der erste Versuch herauszufinden, was mich glücklich macht

Es ist Freitagnachmittag und ich sitze gut gelaunt in meinem Lieblingscafé. Ich habe auch allen Grund dazu. Freitags arbeite ich nur vier Stunden. Außerdem habe ich eine riesige Tasse Milchkaffee mit Karamellaroma in der Hand und mir gegenüber sitzt mein bester Freund.

Über den Rand meiner Tasse schaue ich ihn mit großen Augen an, während er von den Plänen für das neue Jahr erzählt. Neue Wohnung. Schon ein paar angeschaut aber eben nichts Gutes dabei gewesen. Ja, mit Terrasse. Aber so durch das ganze Haus laufen? Nein, das ist nichts. Lieber mit Balkon. Die Freundin zieht mit ein.

Also mindestens die Größe der aktuellen Wohnung sollte es sein. Muss ja ausreichend Platz für beide da sein. Und im Sommer dann in den Urlaub. Dieses Jahr aber fliegen. Irgendwo hin, wo es warm ist. Städtetouren schön und gut, aber ohne Strand geht gar nichts. Und dann ein neues Auto. Schon in ein paar Wochen. Etwas sportlicher soll es sein.

Brauchen wir immer mehr, um glücklich zu sein?

Ich kenne Malte und seine Ansprüche jetzt seit vier Jahren. Und während ich schweigend dasitze und seinem Vorhaben lausche, überlege ich, wie ich die Dinge sehe. Meine Wohnung habe ich seit drei Jahren und sie ist bestenfalls halb so große wie die von Malte. Erst zog eine Katze, dann mein Freund ein. Dann noch ein Kater und noch einer. Von ausreichend Platz kann bei uns niemand sprechen. Und für eine Terrasse, die in den Garten führt, würden hier Mensch und Tier so einiges geben.

Ich für meinen Teil, würde mir eine Katze auf den Bauch, eine auf den Rücken binden und eine mit beiden Armen — weit von den anderen weggestreckt— durch eine Staubsauger Darbietung tragen, wenn es nur bedeutet, dass die Tiere endlich mal an einem Baum und nicht an der Wand kratzen. Und in den Urlaub fahren wir nicht. Ich habe den Nordseestrand das letzte Mal vor sieben Jahren gesehen. Wir haben auf dem Bauernhof so viele Tiere zu versorgen. Wer macht das, wenn wir uns zwei Wochen Auszeit gönnen? Und an mein Auto möchte ich gar nicht erst denken.

Malte hört auf zu erzählen und schaut mich an. „Und was ist mit dir? Bist du glücklich so wie es ist?“ Glücklich? Na ja, auf jeden Fall bin ich nicht unglücklich, denke ich. Ich zucke mit den Schultern und gebe zurück, dass es auf der Arbeit gut läuft.

Auf dem Nachhauseweg denke ich über Maltes Frage nach, ob ich glücklich bin. Keine Ahnung. Es ist alles wie immer. Normal eben. Auf jeden Fall bin ich nicht unglücklich. Meine Beziehung ist intakt. Ich habe meinen Traumjob und sehe meine Freunde regelmäßig. Ich lebe umringt von Tieren und im Sommer wollen wir auf den Bauernhof ziehen. Wenn es richtig gut läuft, wird sogar noch dieses Jahr geheiratet. Scheiße sieht anders aus. Aber bin ich glücklich?

Was ist Glück überhaupt?

Dazu muss ich wohl erst einmal wissen, was Glück überhaupt ist. Der Duden sagt, Glück ist eine angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat. Das klingt ziemlich materiell. Würde aber erklären, warum Malte nur erzählt hat, was alles noch gekauft werden soll.

Aber ist ein neues Auto wirklich Glück? Ich setze mich an den Computer und schreibe eine Email, in der ich meine Freunde frage, ob sie glücklich sind, was sie glücklich macht und was überhaupt Glück für sie ist. In den nächsten Tagen erhalte ich Mails mit den unterschiedlichsten Antworten. Vollkommende Gesundheit, eine liebevolle Familie und eine erfüllende Arbeit — das ist Glück.

Freunde und ein Partner, der einen versteht. Niemanden vermissen müssen. Die eigenen Haustiere. Ein neues Paar Schuhe. Ein gelungenes Fotoshooting. Zeit für sich selber nehmen. Etwas, das man schon lange vor sich herschiebt, endlich erledigt zu haben. Spontane Ideen umsetzen. Ein neues Auto. Viel Geld.

Am besten gefiel mir die Erkenntnis einer Bloggerfreundin, dass man das eigene Glück nicht an anderen festmachen kann.

Langsam nimmt das Glück Gestalt an. Ich mache mich also auf den Weg, das Glück aufzuspüren!

Teil 3: Als ich das letzte mal Glück hatte – eine Geschichte aus meinem Leben

Wie jeden dritten Freitag sitze ich mit Malte in unserem Lieblingscafé.

Wie immer erwartete er mich vor der Tür. Heute schaute er mich seltsam an. Was los wäre. Keine High Heels. Ungewohnt wäre das. Als wir am Tisch sitzen, noch einmal die Frage, was heute nur los wäre. Kakao? Ziemlich seltsam. Ich vertröste ihn auf ein anderes Mal. Kein Thema für heute.

Malte hat über unser letztes Gespräch hier im Café nachgedacht. Zu Hause fiel ihm auf, dass ich seiner Frage, ob ich glücklich wäre, deutlich ausgewichen bin. Wann war ich denn nun das letzte Mal glücklich? Ich denke kurz über seine Frage nach. Keine Ahnung. Ich weiß aber auch nicht, wann ich das letzte Mal wirklich unglücklich war. Ist doch schon mal gut. Aber wann ich das letzte Mal Glück hatte, das weiß ich noch genau.

Hals – und Beinbuch

Das war an einem sehr heißen Augusttag im letzten Jahr. Mit Freunden waren mein Freund und ich in Hamburg auf dem Fischmarkt. Ich hatte den Wunsch, den Tag gemütlich weiter zu führen und am Nachmittag in trauter Zweisamkeit ein Eis essen zu gehen. Abends vielleicht grillen. Mein Freund war ganz anderer Ansicht und meinte, das Fußballspiel, das am Nachmittag ansteht, wäre genau das Richtige.

Ich war ziemlich angesäuert. Seit Wochen hing der Haussegen nun schon schief. Alles ging vor und musste sofort geschehen. Meine Bitten wurden vorerst aufgeschoben. Auf dem Hof war viel zu tun und statt den Sonntag mal mit mir zu verbringen, musste es nun dieses verdammte Fußballspiel sein. Ein neuer Punkt zum Streiten. Der Anruf einer lieben Freundin stimmte mich dann aber um. Sie war auch dort und ich fuhr mit zum Spiel, um ihr Gesellschaft zu leisten.

Während das Fußballspiel in die zweite Halbzeit ging, lies ich mich bei meiner Freundin über meine Beziehung aus. Ich hätte allmählich die Nase voll. Jeder Kassierer einer x-beliebigen Supermarktkasse schenke mir mehr Aufmerksamkeit als mein eigener Partner. Ich stellte die gesamte Beziehung in Frage.

Meine Freundin unterbrach mich. Jörg liegt auf dem Platz. Scheint verletzt. Ich entgegnete nur, der würde schon wieder aufstehen. Ich widmete meinem Freund dennoch einen Blick und merkte sofort, das etwas nicht stimmte. Offener Beinbruch. Sofort eine Operation und eineinhalb Wochen Krankenhausaufenthalt. Ich war jeden Tag da. Im Gegensatz zu den Menschen, denen er in den vergangenen Wochen soviel Aufmerksamkeit schenkte. In den nächsten Monaten konnte Jörg nicht viel alleine bewerkstelligen und ich nahm ihm ab, was möglich war. Und er war dankbar. Sehr sogar.

Glück im Unglück

Was das mit Glück zutun hätte, will Malte wissen.

Jörgs Beinbruch hat unsere Beziehung gerettet. Weil er die alltäglichen Dinge, wie zum Beispiel duschen, nicht alleine machen konnte, habe ich mich deutlich mehr zurück nehmen müssen, als ich in den vorangegangenen Wochen zurückgesetzt wurde. Ich habe meinen ganzen Tagesablauf anpassen müssen.

Jörg bemerkte in dieser Zeit, was er an mir hat. Dass ich nicht nur nett unterhalten werden möchte, sondern mich danach sehne, Zeit mit ihm zu verbringen. Und dass ich für ihn da bin, zu jeder Zeit.

Ich kann jeder Beziehung, die in einer Krise steckt, nur Hals- und Beinbruch wünschen.

Autorin: Stefanie Heinrich
Stefanie Heinrich ist 26, Heilerziehungspflegerin und bloggt als Miss Peppermint über das Leben und das Glücklichsein. Ihre Freizeit verbringt sie gerne mit ihrem Freund auf dem gemeinsamen Bauernhof, fährt mit dem Rad durchs Grüne und liebt das Leben auf dem Land im Allgemeinen...