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Entschleunigt reisen: Wie Slow Travel die Sicht auf dein Leben verändern kann

Du möchtest neue Blickwinkel einnehmen, die Welt mal in Echtzeit erleben und dich von der Wirkung der Langsamkeit überraschen lassen? Slow Travel ist entschleunigtes Reisen: Der Weg ist das Ziel. Und du wirst deine Umgebung noch einmal mit ganz anderen Augen wahrnehmen.
von Amelie Falke
Slow Travel - Langsam reisen© lzf - Fotolia.com

Der Fortschritt hat viele Vorteile mit sich gebracht. Wir können uns in ein Flugzeug setzen und befinden uns nach wenigen Stunden an unserem Traum-Ziel. Pulsierende Städte, weiße Strände oder atemberaubende Landschaften scheinen nur einen Katzensprung von uns entfernt. Doch vergessen wir bei all der Schnelllebigkeit unserer Reise nicht deren eigentliche Bedeutung? Dan Kieran, passionierter Slow Traveler, appelliert in seinem Buch “Slow Travel – Die Kunst des Reisens” an uns, die wahren Werte des Reisens wieder zu entdecken.

Der Weg ist das Ziel – Langsamer reisen und den Urlaub genießen

Flugangst ist für die meisten Betroffenen eine lästige Eigenschaft. Während andere innerhalb von wenigen Stunden an ihrem Ziel sind, bleiben sie entweder zu Hause oder müssen sich andere, meist viel längere Wege zu ihrem gewünschten Urlaubs-Ziel suchen. Dan Kieran sieht das nicht als Verlust, sondern als Zugewinn.

Denn er ist davon überzeugt, dass seine Flugangst ihn zu den Wurzeln des ursprünglichen Reisenszurück geführt hat – und ist dankbar dafür.

“Erst wenn ich den Flughafen hinter mir gelassen habe, weiß ich, dass ich unterwegs bin” – Dan Kieran

Seit 20 Jahren hat Kieran kein Passagierflugzeug mehr von innen gesehen. Das mag zum einen an seiner Flugangst liegen, aber vor allem daran, dass er es viel interessanter und unterhaltsamer findet, sich auf dem Land- oder Wasserweg fortzubewegen.

Er möchte nicht als “Frachtgut” gesehen werden, dass von einem Flughafen zum anderen transportiert werden muss. Er glaubt, dass es bei unserer schnelllebigen Reisementalität eigentlich nur noch um das Ankommen geht und nicht mehr um das eigentliche Reisen.

Langsam reisen und neue Gegenden kennenlernen

Dan Kierans Lust am langsamen Reisen hat in seiner Wahlheimat London begonnen. Irgendwann beschloss er, nicht mehr in die rasante U-Bahn zu steigen, sondern sich lieber mehr Zeit mit dem Bus zu lassen. So konnte er Gegenden in London entdecken, die er sonst nie zu Gesicht bekommen hätte. Er bekam ein Gefühl für den Aufbau der Stadt, für deren Konturen.

Auch heute beschließt er noch, alltägliche Wege, die er eigentlich mit dem Auto zurücklegt, zu bewandern. Statt der Hauptstraße wählt er Waldwege und geht querfeldein, um an sein Ziel zu gelangen. Seine Umgebung scheint so nicht mehr alltäglich, sondern aufregend und neu. Er lernt sie neu zu schätzen.

Spontan Reisen ohne Ziel und Plan

Gehen wir auf Reisen, planen wir unseren Trip akribisch. Wir wollen nicht ins Ungewisse und auch ja nichts verpassen. Aber ist das nicht eigentlich das Aufregende? Nicht zu wissen, ob alles so klappt, wie wir uns das vorgenommen haben? Und übersehen wir bei unserem Plan nicht vielleicht eigentlich genau die Dinge, zu denen unser Unterbewusstsein uns verleitet?

Das Reisen, wenn wir uns wirklich darauf einlassen, kann uns dabei helfen, intensiv und produktiv in unser eigenes Ich einzutauchen. Wir entdecken Bereiche unserer Persönlichkeit, für welche wir sonst viel zu beschäftigt sind, um sie bewusst wahr zu nehmen.

Machst du Urlaub, oder reist du schon? Genieß doch den Weg!

Es gibt kein richtig oder falsch beim Reisen, aber Kieran unterscheidet zwischen Urlaub machen und dem eigentlichen Reisen. Nichts davon ist besser oder schlechter, jeder sollte selbst für sich entscheiden, wonach ihm gerade ist.

Denn unser Kopf befindet sich beim Reisen im ständigen Zwiespalt. Gewinnt unser Bewusstsein oder unser Unterbewusstsein? Wollen wir bewusst unserem Plan folgen oder unserem Unterbewusstesein gehorchen und Platz für ungeahnte Impressionen lassen?

Dan Kieran empfiehlt, sich einmal von allen Zwängen zu befreien. Kaufe dir vor deiner nächsten Reise doch einfach mal keinen gewöhnlichen Reiseführer. Wie der Name schon sagt, wollen Reiseführer dich wirklich führen und lassen wenig Spielraum für eigene, unbewusste Wünsche.

Entdecken statt stressiges Sight-Seeing

Kieran nimmt lieber literarische Reiseführer mit auf seinen Weg. Seien es Biographien oder fiktive Erzählungen – ist der Ort mit Geschichten verknüpft, nehmen wir ihn aus ganz anderen Blickwinkeln wahr und entdecken Orte, die nicht in jedem Touristenguide stehen.

So lösen wir uns auch von strikten Plänen und falschen Erwartungen. Wir haben nicht mehr den Druck, jede Sehenswürdigkeit auf unserem Plan abzuhaken und die Freiheit, auch mal ein “Must-See” weg zu lassen, einfach weil wir keine Lust dazu haben. Beim Reisen geht es nicht darum, einen Wettbewerb zu gewinnen.

Entschleunigt reisen mit dem Zug statt dem Flugzeug

Dan Kieran maßregelt uns nicht. Ganz unterschwellig überzeugt er uns von seiner Art des Reisens. Kieran nimmt uns mit auf eine Reise von London über Marbella und Paris bis nach Wien. Bei seinen Erzählungen können wir das Rattern des Zuges im Schlafwagen spüren und atmen mit ihm zusammen erleichtert aus, sobald er sein Ziel erreicht hat.

Dan Kieran braucht keine ausgefeilte Argumentation, um von seiner Art des Reisens zu überzeugen. Seine Geschichten von Begegnungen mit alten Rockern und jungen Interrail-Reisenden sind so mitreißend, dass es keine weiteren Erklärungen braucht, um das nächste Mal lieber den Zug anstatt des Flugzeugs zu nehmen.

Autorin: Amelie Falke
Amelie Falke studiert Journalismus und Unternehmenskommunikation an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln...