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Lachen macht glücklich: Die Kraft des Lachens

Lachen vermag das eigene Leben zu verwandeln – im Stress, bei Trauer und herausfordernden Lebenssituationen.
Sabrina Gundert - Fotografin Alexandra Stehle
von Sabrina Gundert
Lachen ist MedizinFoto: © Maksim Bukovski - Fotolia.com

Lachen Kinder noch 400mal am Tag, so sind es bei Erwachsenen nur noch 15mal pro Tag, am Arbeitsplatz sogar fast gar nicht mehr. Dabei vermag Lachen unser Leben zu verwandeln – im Stress, bei Trauer und herausfordernden Lebenssituationen.

Eine, die das Lachen zu ihrem Beruf gemacht hat, ist Susanne Klaus, Gründerin der Stuttgarter Lachschule. Als gebürtige Rheinländerin liegt ihr das Lachen zwar seit jeher im Blut, doch über die Jahre war es in ihrem Leben immer mehr verlorengegangen: Stress auf der Arbeit, immer höhere Anforderungen.

„Nach außen hin habe ich wunderbar funktioniert, da sah alles perfekt aus, doch innerlich fühlte ich mich immer leerer. Wirkliche Freude am Leben habe ich nicht mehr gespürt“.

Zufällig entdeckt sie 2004 bei der Suche nach einem Yogakurs das Lachyoga. „Lachen, das könnte mir auch mal wieder gut tun, habe ich gedacht“, erzählt Klaus. Sie meldet sich an und ist von Anfang an begeistert. „Es hat sofort ganz viel mit mir gemacht: Meine Stimmung hellte sich auf, mein Körper fühlte sich lebendig und gleichzeitig entspannt an. Das Stressgefühl war wie weggewischt. Mich hat sozusagen der Lachvirus gepackt.“

Lachen ist gesund: Ein Leben für das Lachen

Heute lebt sie fast ausschließlich für das Lachen – Firmen buchen sie für Lachyoga-Einheiten mit ihren Führungskräften und Mitarbeitern auf Betriebs-Veranstaltungen und an Gesundheitstagen, mehrmals im Jahr bildet sie Menschen selbst zu Lachyogaleitern aus.

„Heute spüre ich wieder, dass ich auch Freude im Leben erfahren kann und das Leben nicht so ernst nehmen muss“, sagt Klaus. Und das gerade auch in schwierigen Zeiten. So beispielsweise, als ihr Mann vor einigen Jahren ernsthaft erkrankte und die Erkrankung sowohl physisch als auch psychisch an beiden zehrte.

„Damals haben wir jeden Morgen 15 Minuten lang als Übung zusammen gelacht. Das hat unglaublich viel verändert. Uns ging es trotz der Krankheit von der Psyche her super, wir wurden innerlich wieder freier und gelassener. Die Freude im Leben haben wir uns so auf einfachem Wege erhalten“, erzählt sie.

Humor ermöglicht positiven Perspektiv-Wechsel

Wie wichtig Humor gerade auch in herausfordernden Lebensphasen ist, weiß Dr. Michael Titze, Psychotherapeut und Gründungsvorsitzender von HumorCare Deutschland.

„Humor ermöglicht einen Perspektivenwandel, der eine Voraussetzung für jenen komischen Pessimismus ist, der auch dem Galgenhumor zugrunde liegt. Einen Krebskranken zum Beispiel, der weiß, dass er nur ein paar Monate zu leben hat, belastet der Gedanke an die Zukunft enorm. Wenn er lernt, sich auf das Unmittelbare zu konzentrieren und im Hier und Jetzt lebt, kann eine bedenkenlose Heiterkeit entstehen“, so Titze.

Denn was uns Angst macht, verliert seinen Schrecken, wenn wir darüber lachen können, ist sich der Experte für therapeutischen Humor sicher: „Lachen ändert unsere negative Einstellung. Ganz wichtig auch bei depressiven Menschen, die durch Lachen zu Selbstbejahung und neuer Lebensfreude kommen.“

Zugänge wie der über das Lachyoga oder der Besuch eines Clownseminars können helfen, sich wieder mit dem eigenen Lachen zu verbinden.

Lachen und Weinen – ganz nah beieinander

Dabei liegen Lachen und Weinen oftmals ganz nah beieinander, sagt Barbara Pachl-Eberhart, Autorin von vier minus drei, ist Lachen und Weinen anatomisch doch fast dasselbe. „Wenn Trauernde nicht mehr lachen können, frage ich zuerst nach, ob es Tränen gibt, die noch feststecken. Und dann gehe ich mit ihnen in den Wald, um zu singen und zu schreien. Es geht darum, das Zwerchfell zu befreien. So werden alle Gefühle wieder elastisch.“

Die Gefühle wieder in den Fluss bringen – etwas, was sie selbst auch getan hat, nachdem bei einem Autounfall 2008 ihre gesamte Familie ums Leben gekommen ist: Ihr Mann und die beiden kleinen Kinder.

Doch sie ist wieder aufgestanden, weitergegangen. Geholfen haben der Österreicherin dabei wohl auch das Lachen und ihre jahrelange Arbeit als Rote Nasen Clowndoctor. „Wenn ich falle, verharre ich nicht im Unglück, sondern stehe auf und gehe weiter, so lange, bis ich wieder etwas finde, das mich von Herzen froh macht. Meistens sind es Kleinigkeiten. Der Weg zum Lachen ist nicht so weit, wie man denkt“, so Pachl-Eberhart, die heute als Poesie-Therapeutin und Dialog-Prozess-Begleiterin arbeitet.

„Inmitten des Glücks lachen wir oft aus einem spontanen Impuls heraus, ohne sichtbaren Grund. Im Kummer ist das anders. Hier können wir nur lachen, wenn es uns gelingt, aus uns selbst herauszutreten. Wenn wir uns selbst zusehen – beim Versuch, ein Leben zu meistern, das im Grunde ja kaum zu meistern ist – und uns dabei noch lieb haben können. Dann kann auch das Lachen wiederkommen.“

Lachen ist die beste Medizin

Dass die heilende Kraft des Lachens auch vom medizinischen Standpunkt nachweisbar ist, hat vor etwa vierzig Jahren erstmalig Norman Cousins bewiesen. Er war damals schwer an einer Form der Arthritis erkrankt, die mit starker Schmerzentwicklung verbunden war, die Überlebenschancen standen schlecht. Doch er wollte dies nicht einfach akzeptieren, suchte nach neuen Wegen der Therapie und stieß dabei auf den Einfluss negativer Gedanken.

Er drehte das Konzept um, um zu erforschen, ob ein bewusst hervorgerufener positiver Gefühlszustand nicht ebenso das biochemische Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen vermochte. So ließ er sich vom Krankenhaus in ein freundliches Hotelzimmer verlegen, sah witzige Filme an oder las lustige Bücher. Freunde, die ihn besuchten, sollten möglichst viel mit ihm lachen und scherzen.

Und siehe da: Die Schmerzen ließen nach und seine Genesung, die durch Laborbefunde bestätigt wurde, ging voran. Eine Erfahrung, die nicht nur dazu führte, dass Humor und Lachen in den Krankenhäusern Einzug erhielt, sondern ebenso in der Fachwelt vieles in Bewegung brachte. So entwickelte sich als Reaktion auf die Veröffentlichungen von Norman Cousins die Gelotologie, die Wissenschaft vom Lachen.

Für die Autorin Barbara Pachl-Eberhart ist es nicht nur das äußere Lachen, das uns gesund hält: „Viel wichtiger als das laute Lachen ist für mich das feine Lachen, das um unsere Augen spielt, wenn wir die Welt betrachten. Dieses Lachen kann man den ganzen Tag pflegen, es ist gar nicht anstrengend.“

Sabrina Gundert - Fotografin Alexandra Stehle
Expertin: Sabrina Gundert
Sabrina Gundert ist Autorin und Coachin. Vom Bodensee aus unterstützt sie Menschen dabei, ihren Weg zu finden.