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Hornbach im Test: Projekt Gut Holz – bei Hornbach

Die Baumarkt-Kette Hornbach bietet vorwiegend Holzprodukte. Wie naturfreundlich ist sie aber?
von Volker Eidems
Foto: David Ebener © dpa/lby

evidero-Autor Volker Eidems macht diesmal die Baumarkt-Kette Hornbach zu seinem Projekt. Unter seiner grünen Lupe zeigen sich manche der Produkte als verbesserungswürdig, insgesamt jedoch machen die Heimwerker vieles richtig.

Die Baumarkt-Kette Hornbach bezeichnet sich als familiengeführtes Aktienunternehmen – mit 135 Jahren Geschichte. Aus dem Handwerksbetrieb eines Schieferdeckermeisters ist ein Unternehmen mit weit über 100 Filialen in neun Ländern gewachsen. Baumärkte verdanken ihren Erfolg auch dem Hang zu Billigprodukten, da kann es dann schon mal vorkommen, dass Kahlschlag-Hölzer oder umwelt- und gesundheitsgefährdende Farben im Angebot sind. Hornbach erklärt dazu, die Verantwortung für Umwelt und Gesundheit werde ernst genommen. Laut dem letztem Geschäftsbericht erzielte Hornbach die größten Umsatzanteile mit den Warengruppen Baustoffe, Holz und Baufertigteile, diese Segmente stehen also besonders im Fokus.

Holz mit Stammbaum bis zum Forstbetrieb

In einem Hornbach-Baumarkt muss der Kunde nicht lange nach Holzprodukten mit dem Vermerk „aus nachhaltiger Forstwirtschaft“ suchen. Insgesamt 4.500 Produkte mit dem Siegel des Forest-Stewardship-Council (FSC) sind permanent im Sortiment. „Damit zählt Hornbach zu den Vorreitern in Europa”, sagt Andreas Back, Leiter Qualitätsmanagement und Umwelt des Unternehmens. „Wir können den Kunden über unsere eigene Handelskette die Holzherkunft bis zum Forstbetrieb nachweisen – das können außer uns nicht viele in der Branche.“

Neben dem Siegel FSC ist auch das jüngere Siegel „Programm für die Anerkennung von Forstzertifizierungssystemen“ (PEFC) häufig bei Hornbach zu finden. Ökologische Waldschützer bemängeln daran, dass sich PEFC zu stark an den Wünschen der Waldbesitzer orientiere; die FSC-Richtlinien sind jedenfalls strenger. Heute hat sich PEFC als Siegel für regionale, europäische Hölzer einen Namen gemacht, während FSC besonders bei Tropen- und Urwaldhölzern Verwendung findet.

Zurück zu Hornbach: Während Kiefer- und Fichtenbretter mit PEFC-Siegel ausgezeichnet sind, gibt es kein Buchenholz mit Zertifikat – warum? „Bei uns stammen alle Hölzer aus nachhaltiger und sozialverantwortlicher Forstwirtschaft“, antwortet Back, „aber wir fordern den Lieferanten nicht extra auf, das Siegel anzubringen, wenn er es nicht von sich aus liefert. Das PEFC-Siegel ist beim Kunden nicht so bekannt.“ Jede kleine Holzleiste mit einem Aufkleber zu versehen, scheint tatsächlich aufwendig, denkbar wäre aber auch, ein einziges Siegel am Produktfach anzubringen? Bei den Buchenbrettern jedenfalls tappt der Kunde nun im Dunkeln. Hier könnte Hornbach seine Lieferanten stärker fordern und dadurch auch die Bekanntheit nachhaltiger Forstsiegel fördern, schließlich wurde Hornbach vom WWF Ende Februar als „Good-Practice-Unternehmen“ im Bereich zertifizierter Holzprodukte ausgezeichnet.

Was dünstet denn da so?

Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt für Heimwerker sind umweltfreundliche und schadstoffarme Baumaterialien – wenn möglich aus nachwachsenden Rohstoffen (NaWaRos). Mit dem hauseigenen Siegel „Gesundes Wohnen“ reagiert Hornbach seit Februar 2012 auf zunehmend abgedichteten Wohnraum: Auch bei regelmäßiger Stoßlüftung ist der Luftaustausch in optimal gedämmten Häusern deutlich geringer als in Wohnungen, in denen Fenster und Türen nicht richtig schließen. In der Folge erhöht sich die Schadstoffkonzentration aus Wandfarben oder Parkett, die sogenannte VOCs („volatile organic compounds“/flüchtige organische Verbindungen) abgeben. Es sei denn, es werden erst gar keine gefährlichen Stoffe für die Herstellung verwendet – was dann auch im Produktionsprozess der Umwelt zugutekommt. „Beim Projekt ‚Gesundes Wohnen’ haben wir den Austausch mit dem Umweltbundesamt und dem eco-Institut gesucht“, erklärt Back, „über 2000 Produkte erfüllen bereits heute die Kriterien und tragen das Siegel. Andere müssen nicht schlechter sein, aber deren Prüfprotokoll liegt uns aktuell nicht vor oder es ist mehr als zwei Jahre alt.“

Viele Blaue Engel

Bei den NaWaRos wird Hornbachs Bilanz schlechter, bei den Dämmmaterialien etwa gibt es nur Mineralwolle und andere synthethische Produkte. Back erklärt dazu: „Gesundes Wohnen ist mit NaWaRos […] nicht immer möglich, weil sie teilweise zwar ökologisch sind, aber die maximalen Emissionswerte nicht einhalten.“ Es ist zwar richtig, dass NaWaRos nicht automatisch für ein schadstofffreies Produkt stehen, möglich ist die Kombination aber schon.

Bei den Holzlasuren der Eigenmarke unterscheidet Hornbach zwischen „wasserlöslich“ (mit dem Blauen Engel „schadstoffarm“) und „lösemittelhaltig“. Weil Lösemittelreste aus der Produktion auch in der „wasserlöslichen“ Lasur vorkommen können, kann Hornbach aber keine Lasur als „lösemittelfrei“ anbieten. Ein Produzent ausschließlich lösemittelfreier Lasuren hat es da leichter. Dafür will Hornbach seine Kunden hier über die Kosten lenken: „Wir wollen dem Kunden das schadstoffreduzierte Produkt zum günstigeren Preis anbieten“, postuliert Back: „vor einigen Jahren sind wir vom WWF Schweiz als das Unternehmen mit den meisten Blaue Engel Produkten im Sortiment ausgezeichnet worden.“ Bleibt die Frage, warum Hornbach dann nicht ganz auf lösemittelfreie Produkte setzt und entsprechende Lieferanten beauftragt.

Besser auf die Produktionsprozesse achten

Schließlich gibt es noch Produkte, die den Nutzer nicht schädigen, deren Produktion aber die Umwelt belastet, dazu gehört zum Beispiel PVC. Während der Konkurrent OBI PVC-Produkte seit einigen Jahren aus seinem Sortiment verbannt hat, tut sich Hornbach hier noch etwas schwer: „Wir hatten Diskussionen mit dem Verband“, erklärt Back, „es gibt auch schadstoffreduziertes PVC. Damit wollten wir verhindern, dass es vielleicht keine Kunststofffenster in unserem Sortiment mehr gäbe. Bei Bodenbelägen hat sich die Nachfrage ohnehin in Richtung Kork und Laminat verlagert.“

Klimaschutz auch innerbetrieblich
In der Summe kann Hornbach in vielen Bereichen punkten: Schadstoffe und Qualität stehen auf der Agenda, Hölzer werden aus regionalen Quellen und/oder mit Herkunftsnachweis angeboten. Auch die soziale Seite wird wertgeschätzt: „Wir haben 2007 die Charta der Vielfalt unterzeichnet und uns damit einer vorurteilsfreien Unternehmenskultur verpflichtet“, sagt Konzern-Pressesprecherin Ursula Dauth, „Menschen aus 67 Nationen arbeiten bei uns“. Als weitere Stichworte nennt sie die hohe Aus- und Weiterbildungsquote sowie die Aufstiegsmöglichkeiten. Das deckt sich mit guten Noten einer LZ-Arbeitgeberstudie 2012, in der Hornbach zwar nicht zu den Besten gehört, aber immerhin 93 Prozent der Angestellten angaben, mit ihrem Arbeitgeber „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ zu sein.

Fazit

Die Baumarkt-Kette hebt sich positiv von manchem Konkurrenten ab. In manchen Punkten könnte Hornbach aber noch einen Schritt weiter gehen, etwa noch stärker auf Zulieferer und Produzenten einwirken, um die eigene nachhaltige Linie zu verbessern. Es gibt immer was zu tun.

Autor: Volker Eidems
Volker Eidems (Soziologe M.A.) ist gern unterwegs, am liebsten mit dem Rad. Wenn die Strecken aber zu lang oder die Koffer zu groß für den Fahrradanhänger sind, nutzt er möglichst das ökologischste alternative Verkehrsmittel – und das ist gar nicht so einfach zu ermitteln...