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Achtsamkeit gegen weibliche Rollenklischees: Bist du immun gegen Schönheitswahn und Perfektionszwang?

Der youtube Film “Immune” der Modemarke Blusima inspiriert, wie wir uns gegen Zwänge der Schönheitsindustrie und falsche Rollenbilder zur Wehr setzen können.
von Annette Coumont

Film von Alessandro Sigismondi

Es passiert viel am aufsteigenden Horizont der sich rasant entwickelnden Yoga- und Achtsamkeitsszene. Immer mehr Angebote, verschiedene Yogastile, Achtsamkeitscoachings, Konferenzen, Workshops, Ausbildungsangebote, Produkte und Dienstleistungen entwickeln sich rund um das Thema Achtsamkeit. Doch wie sieht Achtsamkeit konkret in unserer gelebten Wirklichkeit aus? Als Autorin des neuen Blogs “OMlinemagazin” berichte ich nun in regelmässigen Abständen davon.

Heute über die richtige Haltung zu Schönheitswahn und Perfektionszwang, inspiriert durch den Werbefilm “Immune” von Blusima.

Es gibt diesen tollen kleinen Film im Internet, “Immune” von Blusima, einer italienischen Modemarke für nachhaltige Yogakleidung. Ich habe ihn mit einigen Kolleginnen und Freunden gesehen und wir reagierten alle gleich darauf: Wir fanden ihn toll!

Ein kurzer Film auf Youtube bringt die Wahrheit individueller Schönheit auf den Punkt

Der Film dauert dreieinhalb Minuten und zeigt uns fünf Frauen, die zu ihrer natürlichen Schönheit stehen, und die sich immun gegen das künstliche Schönheitsdiktat aus Medien und Gesellschaft fühlen, weil sie sich und ihren Körper so annehmen, wie sie sind: “perfectly designed”.

“…I am immune. They can bombard me with images, adverbs or adjectives, immaculate women on every corner, photographed, photoshoped, blasting at me from every quarter, but I don´t care, I am not affected, I am intelligent, see, the impossible beauty… see those girls in the magazines, they don´t exist … mirror, mirror on the wall – I can´t see myself at all… endless projections of somebody elses perfection, my bum – too big? For what?, … just look at what we did to ourselves: devide and conquer,… let us inventing industry of never been enough… fuck you world, I am perfectly designed… born perfect, and perfect will I die, I am immune.” (zitiert aus: Immune, Poem by Natasha Moskovici)

Die fünf Frauen sind sehr unterschiedlich und haben nur Eines gemeinsam: sie sind so, wie sie sind, nicht aufgehübscht, nicht klassisch schön oder perfekt (im medial anerkannten Sinne). Sie zeigen ihre ungeschminkten Gesichter und ihren Körper, während sie ihm in Zeitlupe ästhetisch Ausdruck verleihen.

Die schwarzweiß Optik und der Sound des Films, auf dem sich ein im Ryhthmus der Musik steigernder poetischer Text verdichtet, verleihen der ganzen Szenerie eine ernsthaft melancholisch künstlerische Aussage, die sich am Ende in “I am Immune” (gegen das Schönheitsdiktat und gesellschaftliche Erwartungen) auflöst.

Immun gegen Schönheitswahn, Perfektionszwang und nervige Rollenklischees

Inhalt und Machart des Films haben gewiss nicht nur uns tief in unserem Inneren berührt, denn es ist das alte Thema: Es ist nervig, demütigend und überflüssig, den an uns Frauen gestellten Perfektionsidealen ständig nachkommen zu müssen.

“… sell them high heels and misery, life threatening surgery, lifetime insecurity, … sell them creams for skin whitening, pussy tightening, anus lightening and never aging face dream, suck that brains out of their vains cream, say good-bye to wrinkles…” (zitiert aus: Immune, Poem by Natasha Moskovici)

Mit dem Zwang zur Perfektion sind wir Frauen permanent konfrontiert und es gibt kein Entrinnen vor der medialen Bilderflut, anhaltenden Rollenklischees sowie Perfektions- und Optimierungsmöglichkeiten an der optischen Oberfläche. Die Frau an sich, anscheinend ein unperfektes Wesen, optimierbar durch industrielle, ästhetische und medizinische Eingriffe, scheint als Vorstellung unserer Konsumgesellschaft immament.

Und die Blicke der anderen (Männer und! Frauen) lassen uns unmittelbar spüren, ob wir dem entsprechen oder nicht. Da scheint es keinen Ausweg zu geben. Oder doch?

Achtsamkeit als Schlüssel zur Erkenntnis, Akzeptanz und Liebe zu uns selbst

Ein möglicher Ausgang liegt ganz tief in uns selbst und wir erreichen ihn durch den Tunnel der achtsamem Wahrnehmung. Schauen wir genau hin, ist es gar nicht so schwer, Perfektionsdruck und Schönheitszwang als rein kommerzielle und gesellschaftliche Konstruktionen zu erkennen. Unsere Freiheit liegt darin, uns nicht mit diesen äußeren Bildern und Ansprüchen zu identifizieren, denn diese sind eben einfach nur “endless projections of somebody elses perfection”.

Und wir entledigen uns von ihnen am besten durch bewusste Konzentration auf unsere eigene Individualität (“perfectly designed”) sowie Akzeptanz und Liebe zu uns selbst.

Bist du schon OMline?omlinemgazin-orange

In unserem Blog “OMlinemagazin” stellt evidero Autorin Annette Coumont Themen und Trends rund um Achtsamkeit, Yoga und ein bewusstes Leben vor. Wir zeigen euch, wie Achtsamkeit im Alltag, in der Familie, im Job, bei der Ernährung, in der Therapie oder beim Konsum konkret aussehen kann.

Projektionen wahrnehmen ohne zu bewerten schafft innere Freiheit

Die Message “I am immune” ist zutiefst aktuell im Sinne einer umfassenden Achtsamkeitswelle, die unsere Gesellschaft gerade erfasst. Achtsamkeit führt uns zu innerer Einkehr und zur Abkehr von äußeren Prozessen, die (scheinbar) auf uns einwirken. Indem wir diese als reine Projektionen wahrnehmen (ich sehe, dass Frauen schon ab 30 Antifalten-Creme empfohlen wird), statt sie wie von Medien und Schönheitsindustrie gewünscht zu bewerten (Falten sind schlecht und machen uns alt und hässlich), verlieren sie an Kraft und Einfluss.

Wir gewinnen Abstand und inneren Freiraum. Wir spüren unser wahres Selbst und können unabhängiger vom häufig selbst verstärkten Druck der äußeren Einflüsse bleiben. Wir werden zwar weiterhin ständig mit Botschaften, Vorschlägen, Urteilen und Handlungsanweisungen “geimpft”, die uns etwas anderes suggerieren wollen, aber wir können selbst entscheiden, ob wir darauf eingehen oder sogar dagegen “immun” sind!

Immunisierung durch Achtsamkeit als friedliche Kampfansage gegen Konsumterror

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“I am Immune” ist also eine tolle Botschaft und eine friedliche Kampfansage gegen Konsumzwänge und gesellschaftliche Klischees. Praktizierende Yogis oder Meditierende wissen bereits um die innere Freiheit, die uns Yoga oder andere Achtsamkeitsmethoden geben können. Wir sind dafür dankbar und möchten diesen Schatz für uns bewahren.

Denn Achtsamkeit bringt uns den Blick für das Wesentliche und rettet uns vor der unendlichen Komplexität, Entscheidungs- und Bewertungsfreiheit einer multimedialen Wirklichkeit, in der wir oft nicht mehr wissen, was wir eigentlich wünschen oder sein wollen. Da scheint die Investition in den nächsten Yogakurs doch sinnvoller als in teure Antifaltencremes, Diätshakes oder gar in eine Schönheits-OP.

Auch Achtsamkeit ist vor dem Ausverkauf durch Werbung und Produkte betroffen

Aber auch für Yoga, Meditation und Achtsamkeit gibt es einen Marktplatz mit Produkten und Dienstleistungen, die uns genau das verkaufen wollen: Freiheit von Stress und Leid, Entspannung und Gesundheit. Unzählig neue Yogastile, Yogazubehör- und Kleidung, Ratgeberliteratur, Klangschalen, Reiseangebote, Retreats und Workshops, Coachings und Entspannungs-Apps sind nur einige davon.

Und der schöne Film von Blusima ist eben nur ein Werbefilm. Die Macher/innen (natürlich Yogis!) haben die Zeichen der Zeit erkannt und möchten mit diesem Film für ihre Yogabekleidung werben. Die Identifikation mit den Testimonials (Werbesprache: die fünf Frauentypen als werbliche Vorbilder) und hohes emotionales Involvement (Werbesprache: emotionale Anteilnahme, die hohen Erinnerungswert schafft) sind die wichtigsten Zutaten erfolgreicher werblicher Einflussnahme. Und das Seeding im Netz, das ich gerade betreibe, ebenfalls…

Also: Seid achtsam und werdet immun!

Zum Weiterstöbern: Hier findet ihr die Seite von Blusima, von denen das Video stammt

Autorin: Annette Coumont
Annette Coumont bietet Content Marketing für Themen rund um Nachhaltigkeit und bewusstes Leben. Sie ist Mit-Gründerin von evidero Ansprechpartnerin für Partner und Experten, die über redaktionelle Formate im Netz sichtbar werden wollen.