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Heilfasten nach Hildegard von Bingen: Wie funktioniert das Hildegardfasten?

Mit Heilfasten kannst du mehr als nur abnehmen. Es hilft dir, deine Energiereserven wieder aufzufüllen und deinen Körper zu entgiften. Probiere das Fasten nach Hildegard von Bingen.
von Günther H. Heepen
Hildegard Fasten© Halfpoint - Fotolia.com

Ein Klassiker unter den Fastenarten ist die Hildegard von Bingen Heilfastenkur. Diese Kur wirkt sich besonders positiv auf unsere Gesundheit aus. Aber vor Beginn muss einiges beachtet werden. Was genau zur Durchführung der Kur nötig ist und wie man am besten nach Hildegard von Bingen kurt, darüber informiert euch unser Experte Günther H. Heepen (Heilpraktiker und Buchautor).

Die Medizin der Hildegard von Bingen

Die Medizin der heiligen Hildegard von Bingen ist eine ganzheitliche Medizin. Ganzheitlich deshalb, weil sie alle Bereiche des Menschen in ihre Behandlung mit einbezieht. Das beginnt bei der Zubereitung der Heilmittel, beim Herausgehen in die Natur und dem Sammeln von Heilpflanzen und endet mit den vielen Rezepturen, die auf alle Bereiche des Körpers wirken. Die verschiedenen Aspekte bezeichne ich als die Säulen der Hildegard-Medizin.

Der Mensch steht beim Hildegardfasten im Mittelpunkt

Ganzheitliche Therapie bedeutet, dass Körper, Seele und Geist in einem individuellen Behandlungskonzept berücksichtigt werden. Das heißt: Es werden nicht nur die organischen Beschwerden behandelt, sondern ebenso auch der Geist. Das kann die Einstellung zur Krankheit oder die geistige Beschäftigung damit sein. Heute wissen wir es mehr als zu Hildegards Zeiten: Die Seele entscheidet mit, ob wir gesund oder krank werden. Und die Seele braucht ebenso heilende Maßnahmen wie der Körper.

Hildegard von Bingen hat viele ihrer Rezepturen oder Hinweise der Seele gewidmet. Das beginnt mit Ratschlägen zur Nahrung, wobei der „frohmachende“ Dinkel oder der auch auf die Psyche wirkende Fenchel wichtige Nahrungsmittel sind. Ganzheitliche Therapie beinhaltet auch die Hinweise zur gesunden Lebensführung, dass unsere Nahrung, Essen und Trinken ausgewogen sein sollten und dass wir in allen Dingen Maß halten.

Aktiv den Heilprozess gestalten mit der Medizin von Hildegard von Bingen

Wichtig ist dabei ebenso, dass wir uns aktiv am Prozess der Gesundwerdung beteiligen. Das bedeutet, dass ich die Heilmittel, die ich einnehme, auch selbst herstelle, soweit es eben möglich ist. Hildegard gibt uns oft genaue Anweisungen mit den Worten „Tue das so, bereite das so…“.

Der Heilprozess beginnt da, wo ich die Arznei bereite – und wenn es geht, auch die Pflanzen sammele oder im Garten anbaue. Nichtsdestotrotz gibt es heute für diejenigen, denen die Selbstherstellung nicht möglich ist, genügend Hersteller, die im kleinen und familiären Bereich liebevoll Pflanzen anbauen und die Rezepturen herstellen. Zusammengefasst: Die Säulen der Hildegard-Medizin sind die Ernährung, Lebensführung, die Heilmittel, Edelsteine, Fasten, Aderlass und Schröpfen sowie die eigene von ihr beschriebene Seelenheilkunde.

Mehr Energie durch Hildegard-Fasten

Leiden Sie unter Beschwerden, möchte ich Ihnen Fasten oder die Reduktionskost als Start in eine erfolgreiche Therapie empfehlen. Wird die Umstellung der Ernährung durch Aderlass und Schröpfen unterstützt, haben Sie schon sehr viel für Ihre Gesundung getan. Eine Fastenkur eignet sich bei allen Beschwerden. Die Reduktionskost (Krankendiät nach Dr. Hertzka) ist nicht so streng und kann praktiziert werden, wenn jemand nicht fasten kann oder erst einmal sanft einsteigen möchte.

Die praktische Reduktionskost (Krankendiät) ist einfach umzusetzen:

  • Am ersten Tag wird überhaupt nichts gegessen, nur getrunken. Am besten ist Fencheltee geeignet.
  • Am zweiten Tag kann eine Dinkel-Grießsuppe mit Salz und Petersilie verzehrt werden. Liegt Durchfall vor, hat sich in der Praxis von Dr. Hertzka, dem Begründer der Hildegard-Medizin, eine Dinkelmehlsuppe bewährt. Auf Haferflocken-, Gersten- oder Reissuppe sollte verzichtet werden. Am Mittag können Dinkelnudeln gegessen werden, außerdem den ganzen Tag über Dinkelzwieback nach Belieben. Wichtig ist, bei Dinkelprodukten darauf zu achten, dass der Urdinkel nach Dr. Hertzka verwendet wird (Oberkulmer Rotkorn).
  • Am dritten Tag der Diät kann Hühnersuppe und Hühnerfleisch ohne die Haut verzehrt werden. Äpfel sind die einzigen Früchte, die während dieser Diät gegessen werden dürfen, am besten, wenn sie in Wasser gekocht wurden. Dr. Hertzka rät dazu, diese Diät bei allen Krankheiten beizubehalten.
  • Hat sich der Gesundheitszustand schon gebessert (zum Beispiel weniger Schmerzen, besseres Allgemeinbefinden), können ab dem vierten Diät-Tag Dinkelbrot, altes Hefegebäck, Fleisch und Gemüse, Haferflocken und Salat gegessen werden. Von Rohkost rät Hildegard ab. Auch sollten Sie auf Schokolade, Schweinefleisch (z.B. in Wurstwaren), gebratene Eier, Käse und Konserven verzichten.
  • Diese Reduktionskost kann in dieser Reihenfolge mehrmals wiederholt werden.

Das Fasten für Körper und Seele nach Hildegard von Bingen

Hildegard hat zwischen zwei Fastenarten unterschieden: Das einfache Reduktionsfasten (siehe oben) und das strenge Fasten. Nicht fasten sollten Schwangere, Krebskranke, Menschen mit schweren Leber- oder Nierenerkrankungen, Herzerkrankungen oder Patienten mit psychischen Leiden. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie fasten können, fragen Sie Ihren Arzt oder Heilpraktiker.

Der Effekt des Fastens ist eine tiefgreifende körperliche Reinigung und Entschlackung. Meist normalisiert sich der Blutdruck, das Herz wird entlastet und auch rheumatische Schmerzen lassen nach. Auch auf die Seele hat das Fasten einen Einfluss. Hildegard schreibt: „Die Seele wird von ihren Lastern und Vorurteilen befreit, und der Körper von seinen Gift- und Schlackenstoffen“.

Das strenge Hildegard-Fasten wird folgendermaßen praktiziert:

  • Beginnen Sie mit zwei bis drei Entlastungstagen – das bedeutet, dass Sie auf Wurst, Fleisch und Käse verzichten. Geeignet an den Entlastungstagen ist Habermus, Dinkelbrot, Fencheltee und Dinkelkaffee. Auch Genussmittel sollten Sie meiden. Verzehren Sie gekochtes Obst (Äpfel, Birnen) und Gemüse – in keinem Fall aber Rohkost. Vor dem Aufstehen nehmen Sie während der ganzen Kur einen Ingwer-Ausleitungskeks zu sich (z.B. von Naturprodukte Hangler, Salzburg), den Sie gut einspeicheln. Dadurch wird die Darmentleerung angeregt. Die Ausleitungskekse nannte Dr. Hertzka ein Universalheilmittel, da sie den Körper von Giftstoffen reinigen.
  • Nach den Entlastungstagen folgt das eigentliche Fasten. Sechs Tage lang wird lediglich Flüssigkeit aufgenommen – streng nach Hildegard Fencheltee und Dinkelkaffee sowie Wasser. Nach der Fastenwoche beginnen Sie mit leichter Kost (wie bei den Entlastungstagen). Alle entgiftenden Maßnahmen nach Hildegard sind während der Fastenkur erlaubt und sinnvoll. Wie zum Beispiel ein Schwitzbad (Sauna), Bäder, Schröpfen und Massagen. Zwei bis dreimal sollten Sie in der Fastenwoche einen Darmeinlauf durchführen, um auch den Darm von alten Stuhlresten zu reinigen.

 

Die Hildegard-Reduktionskost und das Hildegard-Fasten eignen sich nicht nur als Einstieg in eine Therapie nach Hildegard von Bingen, sondern sie sind stets geeignet, um zu entgiften und zu entschlacken.

Wer war Hildegard von Bingen?

Hildegard von Bermersheim (1098-1179), wie sie von Geburt an hieß, erblickte 1098 in Bermersheim bei Alzey das Licht der Welt. Ihre Zeit war eine Zeit voller Unruhen. Die Menschen zogen sich vom Glauben zurück, weltliche Herren und Kirche stritten um das Papsttum und adelige Ritter machten sich auf zu den Kreuzzügen. Sie war das zehnte Kind der Eltern Hildebert und Mechthild von Bermersheim, einem Edelfreien Geschlecht.

Bereits im Kindesalter fiel sie ihren Eltern auf, weil sie Dinge sah, die andere Menschen nicht sahen. Aus diesem Grund und weil sie das zehnte Kind der von Bermersheimer war, beschlossen die Eltern, sie Gott zu weihen und übergaben ihre Tochter 1106 an Jutta von Sponheim, die in einer Klause des Disibodenberger Mönchsklosters lebte.

Im Jahre 1141 erhielt Hildegard von Gott den Auftrag, ihre Schauungen niederzuschreiben. Nach anfänglichem Zögern und nachdem Gott sie auf das Krankenlager geworfen hatte, begann sie schließlich mit ihrem ersten Visionsbuch Scivias, für das sie zehn Jahre benötigte. In diese Zeit hinein (1150) fiel die Umsiedlung ihres Konvents vom Kloster Disibodenberg zwischen Glan und Nahe nach Bingen ins Kloster Rupertsberg. Sie baute dort ihr eigenes Kloster über dem Grab des Heiligen Rupert. Der Rupertsberg war an den Verkehrswegen von Rhein und der Nahe günstig gelegen.

Experte: Günther H. Heepen
Günther H. Heepen Heilpraktiker, Psychotherapeut und Buchautor. Er praktiziert in Bamberg und ist Referent für Fachvorträge zum Thema Biochemie in Kooperation mit der Apothekerkammer Österreich.