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Antibabypille absetzen: Wieso das Absetzen der Pille die beste Entscheidung meines Lebens war

Nicht nur ein Millenial-Problem: Die Macht der Antibabypille! Wie die Pille mein Leben steuerte und ich es schaffte, meinen Körper zu heilen.
Gina Capitoni
von Gina Capitoni
Antibabypille absetzen© Pixaby

Ist die Pille out? Für mich ein ganz klares und lautes JA! Und es scheint eine Bewegung unter jungen Frauen, vor allem der Millenial-Generation zu geben. Ich definiere hier mal den Ausdruck “out”: Bei mir hat es nichts damit zu tun, dass es ein Trend ist, auf diese Verhütungsmethode zu verzichten. Es ist eine Einstellung, die ich gerne und offen mit allen Frauen in meinem näheren Umfeld und auch im Netz teile. Die Pille ist out, da sie mir keinen Nutzen mehr bringt und mein Leben weder einfacher, noch angenehmer gestaltete.

Zu meiner persönlichen Antibabypillen-Story gehört ein langer Leidensweg. Und ich möchte diesen hier mit euch teilen, da es vielen Mädels und Frauen so geht, du vielleicht noch mittendrin in dem Hormon-Chaos steckst, unsicher darüber, ob die Pille das Richtige für dich ist, oder wie ich schon entschieden hast die Pille nicht mehr zu schlucken. Aber was dann? Diese Frage stellte ich mir anfangs überhaupt nicht.

Kommen wir erstmal zu den Fakten: Fest steht, es wird jungen Mädchen oft ohne ausführliche Aufklärung schnell und einfach die Pille verschrieben. So soll sie auch wirken: Schnell und einfach. Verhütung: Check! Wir sollen uns nur an die tägliche Einnahme gewöhnen.

Und dazu werden Dinge versprochen, wie: Keine Regelschmerzen, die Akne soll verschwinden, sogar die Brüste können wachsen und die Periode kommt regelmäßig. Als Teenie schrie ich natürlich sofort: “Hallelujah!” Meine Mutter war froh, dass ich für die nächsten Jahre keine Gefahr lief, zu früh schwanger zu werden. Es schien so einfach und so schön.

Die Versprechungen an viele Generationen: Sichere Verhütung, schöne Haut, schmerzfrei!

Die Pille war damals in den 60er Jahren eine tolle Innovation. Sie hat Familienplanung und Selbstbestimmung vorangebracht, aber seitdem wird sie eher als Vermeidung der “Frauenkrankheiten” eingesetzt. Und die Empfängnisverhütung wird uns Frauen überlassen. Haben wir nicht schon genug damit zu tun, jeden Monat die Periode zu ertragen? Nein, wir sollen die Antibabypille abholen, kaufen, täglich einnehmen.

Ich schluckte die erste Pille mit 14, dabei nicht mit den Gedanken an Sex und Verhütung. Mir ging es darum, meine Akne und die höllischen Schmerzen loszuwerden. Habe ich mich je gefragt, was für eine Kraft in dieser kleinen Pille steckt, dass sie solche Wunder vollbringen kann? Jein.

Hinterfragt habe ich es jedenfalls nicht. Das kam erst Jahre später. Meine Perspektive war damals mit 14 einfach anders, naiv und von den Versprechungen geblendet nahm ich es einfach so an. Denn, alle Mädels um mich herum fingen auch damit an. Dann muss es wohl normal und sicher sein. Außerdem: Akne, peinliche Krämpfe und Schwindel wegen der Periode sind einfach unerträglich als 14-jährige. Schön und gut.

Ich möchte hier niemandem (auch nicht mir selbst) einen Vorwurf machen. Die Pille, wenn man denn die Richtige nimmt, hilft vielen Frauen mit ihren Beschwerden und verhütet.

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In unserem Blog GENERATIONENFRAGE schreiben die Gen-Y-evideros über Themen, die sie und ihre Generation beschäftigen, ihren Alltag beeinflussen und zu ihrer Art des bewussten Lebens dazugehören.

Wer sind wir als Mindfull Millenials eigentlich?

Das sind die Nachteile der Pille

Fest steht aber: Vor Geschlechtskrankheiten schützt sie nicht. Es findet keine natürliche Menstruation statt. Manche Medikamente und evtl. ein Übergeben können die Wirkung der Pille mindern, ganz zu schweigen davon, wenn man die Einnahme vergisst.

Hinzu kommen viele viele weitere Nebenwirkungen. Bewiesen sind viele, zu anderen werden noch Studien betrieben. Depressionen zum Beispiel. Sie können viele Quellen besitzen, darunter aber auch auffällig ist die Pille.

Pilzinfektionen sind eine verbreitete Nebenwirkung, dazu kommen Scheidentrockenheit, Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Übelkeit, schlechte Laune, Libidoverlust (paradox, denn durch die Pille soll der Sex doch Spaß machen und sich frei anfühlen).

Unerwünschtes, was wir erstmal nicht mit der Antibabypille in Verbindung bringen. Die Pille beeinflusst alle Organe und ungefähr 150 Körperfunktionen. Puh!

Aber irgendwie waren meine Freundinnen und ich uns schon die ganze Zeit darüber bewusst, wie sehr uns die Pille beeinflusst. Wutausbrüche, Heulanfälle, sich zurück ziehen, Gereiztheit. “Ach, das kommt von den Tagen!”

Nur bei mir wechselte eine Phase gefühlt im Stundentakt zur nächsten und wieder zurück. Bis ich schließlich herausfand, dass ich unter einem starken PMS (Pre-menstruellen-Syndrom) leide. Dazu gibt es auch noch ein Post-menstruelles-Syndrom, also die Beeinflussung nach der Periode. Zusammengerechnet sind das drei Wochen, die ich von den Hormonen negativ beeinflusst war.

Und genau diese Nebenwirkungen wurden im Laufe der Jahre bei mir schlimmer, häuften sich an und waren letztendlich der Grund, die Antibabypille abzusetzen. Über alternative Verhütungsmittel hatte ich bis dato kaum eine Ahnung. Klar, das Internet bot vieles, die Frauenärztin schlug ein bis zwei vor, aber in meinem Umfeld war niemand, der mir Erfahrungen schildern konnte.

Wieder einmal war ich an dem Punkt: Wie entscheide ich mich? Höre ich auf die Ärzte? Habe ich nach dem Pillen Wahnsinn überhaupt Lust, wieder etwas in meinen Körper zu lassen, was die Kontrolle übernimmt? Ich entschied mich für gar keine Alternative. Die Priorität und der Fokus lag auf der Heilung meines Körpers, der “zweiten Pubertät”, wie ich sie heute bittersüß beschreibe.

Die Antibabypille und ihre lästigen Nebenwirkungen

Zu den Nebenwirkungen kann ich heute nach einer Absetz-Phase von 6 Jahren sagen: Sie sind weg! Aber es hat ganze 5 Jahre gedauert. Und ich kann auch nur mit diesem Abstand erkennen, was wirklich Nebenwirkungen waren und was nicht.

Denn früher, nach ein paar Jahren mit Pille, dachte ich, dass das, was ich so fühlte und erlebte, alles “völlig normal” sei. Man kann vieles verwechseln. Gerade in dieser verwirrenden Zeit der Pubertät, wo sich ohnehin so viel verändert.

Aber woher sollten sonst meine ansteigende Depressionen, Lethargie, Verlust von Libido, Rückkehr der Regelschmerzen, Akne-Schübe, extremen Stimmungsschwankungen kommen? Alles, obwohl ich doch diese tolle Pille nahm. Irgendwann war es zu viel, ich wusste nicht mehr wer ich eigentlich war, hatte keine Kontrolle über mich, meinen Körper, meine Seele, meine Gedanken. Ich fühlte mich fremdgesteuert. Und das war ich auch.

Die künstlichen Hormone in der Pubertät zu nehmen, über Jahre und teilweise auch mal 3 Monate am Stück, führten dazu, dass mein Körper viel verlernte. Ich wuchs zur Frau heran, die Hormone entwickelten sich aber nicht mit. Mussten sie ja durch die Pille nicht. Mit 21, nach 8 Jahren Pille, entschied ich mich dazu, sie abzusetzen.

Und die nächsten 5 Jahre waren dann die genannte “zweite Pubertät”. Heute kann ich sagen, es hat sich gelohnt und ich würde es wieder (durch)machen. Aber es war nicht einfach und ich kenne einige, die nach dem Absetzen wieder zurück zur Pille gegangen sind, da es manchmal ein ganz schöner Kampf sein kann.

Vor allem eins ist hart: Man wird nicht ernst genommen. Es ist ja bekannt, dass Krankheiten, die von außen (erst) nicht sichtbar sind, weniger ernst genommen und auch erst spät erkannt werden.

Ein neues Lebensgefühl nach der Pille

Für mich war klar: Ich ziehe das durch. Ich möchte die Kontrolle zurück. Wissen wer ich bin, frei von künstlichen Hormonen und einem Fake-Zyklus. Selbstfindung Deluxe.

Ich denke, wir sind uns alle einig, die Zeit zwischen 20 und 30 ist sowieso eine Selbstfindungs-Reise, für mich war die erste Hälfte doppelt verwirrend, mein Körper musste lernen wie es ist, einen Zyklus zu regeln und ich sollte mich und meine Rolle in der Welt finden.

Was passierte: Das Chaos, das Innen herrschte, drückte sich in erneuter Akne aus. Meine Periode blieb völlig aus. Für 2 Jahre war ich wie still gelegt. Es folgten schwere Zeiten mit Depressionen, weit weg von Selbstliebe und Akzeptanz. Ich mochte nicht, wen ich da im Spiegel sah. Ich versuchte viele verschiedene Ernährungsstile und Heilmethoden aus. Der Verwirrungszustand war schwer zu heilen.

Erst als ich anfing loszulassen, durch die Kraft der Geduld, setzte die Heilung ein. Mit jedem Jahr erlangte ich mehr Selbstbestimmung und Freiheit wieder. Alles entwickelte sich in die richtige Richtung.

Heute fühle ich mich befreit, wie von einem Schleier. Mein Körper ist mein Zuhause. Er funktioniert und ich bin stolz. Meine Periode ist regelmäßig, ich kenne mich inzwischen so gut, dass ich genau sagen kann in welcher Phase meines Zyklus ich mich befinde. Auch wenn es vielleicht komisch klingen mag, aber mein Körper und mein Geist sprechen jetzt manchmal dieselbe Sprache.

Meine Hormone sind im Gleichgewicht. Und das spürt man, sieht man, fühlt man. Wie das Gefühl, wenn du nach einer Grippe wieder morgens mit einem klaren Kopf und Energie aufwachst. Oder das Gefühl, die ersten warmen Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren. Dieses Lebensgefühl ist “in”! Und ich bin davon überzeugt, wir haben es alle verdient uns so zu fühlen.

Alternativen zur Antibabypille – Natürliche Verhütung

Ich weiß, die natürliche Verhütung ist nicht für jede Frau geeignet. Viele haben keine Lust, auf die leichte Ungewissheit. Klar, die Pille oder die Spirale sind easy, du kannst abschalten, brauchst dich sonst um nichts mehr zu kümmern.

Anders bei der natürlichen Methode, bei du dich sehr genau mit dir selbst auseinandersetzen musst. Lernen, zuzuhören und auch bereit dafür sein, es mit Gewissen und Geduld durchzuziehen. Nicht gleich wieder alles aufgeben, wenn es erst mal nicht so klappt. Der Körper sendet Symptome und es ist wichtig, dich nach deinem geistigen, seelischen und körperlichen Bedürfnissen zu verhalten. Nämlich danach, was du brauchst. Jede Phase bringt andere Bedürfnisse mit sich. Und ein Gleichgewicht stellt sich erst ein, wenn du deine Lebensgewohnheiten auch in Balance bringst.

Mag kompliziert klingen und für viele Frauen auch zu kompliziert sein. Ich bin damit super happy, mit App und Tagebuch ausgerüstet, habe ich auch die Verhütung im Griff. Man kann sich auch noch mit Kondomen und der Temperaturmessung zusätzlich absichern. Belohnt werde ich mit einem befreienden und schönen Gefühl: einfach mal zu vertrauen, mit Freiheit und Selbstbestimmung. Und mit ein bisschen Frieden, in mir selbst!

Übrigens, auch die Periode und die Regelschmerzen, sowie PMS-Symptome werden weniger und verschwinden, wenn alles im Einklang ist. What? Ja, tatsächlich. Es kann auch so aussehen, die Periode als etwas positives, reinigendes anzusehen. Wenig Schmerzen, weniger Heißhungerattacken und Stimmungsschwankungen, Hautprobleme adé etc. Wer möchte das nicht? Es ist möglich!
Welche Erfahrungen hast du mit der Pille? Geht es dir ähnlich? Teilt eure Meinung mit uns!

Gina Capitoni
Expertin: Gina Capitoni
Gina Capitoni schreibt seit 2015 für evidero. Sie ist Ernährungsexpertin, Yogalehrerin und veranstaltet Events...